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    Die Evolution der Outdoor Kleidung

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    Die Evolution der Outdoor Kleidung

    Im 19. und vor allem im 20. Jahrhundert entwickelte sich die Bekleidungstechnologie rasant. Parallel dazu entwickelten wir das Wissen um Wärmeübertragung und unsere Kenntnisse um die menschliche Physiologie weiter.

    In diesem Artikel gehen wir auf die Grundlagen von Kleidung und deren Entwicklung im Laufe der Menschheitsgeschichte ein.

    Der Körper

    Um zu funktionieren, muss der menschliche Körper in eng definierten Temperaturgrenzen gehalten werden. Dieses Ausbalancieren nennt man Homöostase.

    Wenn der Körper zu heiß wird, reagiert er mit Schwitzen. Körperflüssigkeit, also Schweiß, wird an der Hautoberfläche abgelagert. Wenn dieses Wasser verdunstet, entsteht Verdunstungskälte. Dadurch wird Wärme vom Körper an die Umgebung abgeleitet. Die Blutgefäße der Haut weiten sich, dadurch erhöht sich der Blutfluss, und mehr Wärme kann so abgeleitet werden. Dieser Prozess heißt Vasodilatation.

    Wenn der Körper abkühlt, beginnen wir zu zittern. Das Zittern sind kleine Muskelkontraktionen, die Wärme produzieren. Durch Vasokonstriktion, das Zusammenziehen der Blutgefäße, sparen wir weiter Wärme. Die Haare am Körper stellen sich auf. So wird eine dünne, warme Luftschicht eng um den Körper herum gehalten. Dies ist auch der Effekt, den wir mit Kleidung nachahmen.

    Die Ursprünge der Kleidung

    Der Verlust des Felles verschaffte der Menschheit bei der Jagd einen Vorteil, da sie durch Schwitzen den Körper vor Überhitzung bewahren können und erhöhte so die Ausdauer bei Hetzjagden. In diese Zeit fällt auch die Entwicklung des Menschen als ausdauernder Langstreckenläufer. Der durch den Verlust des Felles entstehende Nachteil wurde mit der Erfindung von Kleidung wieder ausgeglichen. Die Möglichkeit, unterschiedlich dämmende Kleidung zu tragen, ermöglichte auch die Flexibilität, sich in unterschiedliche Klimazonen auszudehnen und trug zur Verbreitung des Menschen bei.

    Rekonstruktion der Kleidung von Ötzi. Wolfgang Sauber [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)]

    Wann genau die Menschheit anfing, Kleidung zu tragen, ist ungewiss. Da Kleidung verrottet und nicht mit den Knochen zusammen als Fossil überdauert, müssen Forscher indirekte Hinweise auf Kleidung nutzen. Anthropologen schätzen so, dass die Menschheit vor etwa 100.000 bis 650.000 Jahren begann, Kleidung zu tragen.

    Die ältesten indirekten Nachweise für Bekleidung stammen aus einer Zeit vor etwa 75.000 Jahren. Der indirekte Nachweis für Kleidung aus dieser Zeit liefert eine Laus. Die Körperlaus Pediculus humanus humanes / corporis lebt in menschlicher Kleidung. Sie ist entstand aus der Kopflaus, und durch genetische Analysen konnte der Zeitraum ihres Auftretens bestimmt werden. Der älteste Umhang aus Eichhörnchenfellen stammt aus einer italienischen Höhle und wird auf ein Alter vor etwa 23.000 Jahren geschätzt. Die Entwicklung von spezialisierten Steinwerkzeugen war Voraussetzung, die Oberfläche der Tierfelle so zu bearbeiten, dass sie als Kleidung und Leder getragen werden konnte.

    Schafe wurden ungefähr 9000 bis 7500 vor Christus domestiziert. Der erste Nachweis von Wolle als Kleidungsbestandteil datiert auf etwa das 4. und 3. vorchristliche Jahrtausend in Mesopotamien. Seide wurde in 8500 Jahre alten Gräbern in China nachgewiesen. Daraufhin verbreitete sich das neuartige Gewebe entlang Seidenstraße rasch. Baumwolle als Bekleidungsfaser entstand wahrscheinlich etwa 5000 v.Chr. Die industrielle Revolution nutzte dann neuartige Dampfmaschinen zur Verarbeitung von Woll- und Baumwollfasern, doch es dauerte noch bis ins 19. Jahrhundert, bis die Erfindung der Nähmaschine die Handarbeit in der Bekleidungsindustrie ablöste.

    Ein Sprung nach vorne

    Das Zeitalter der großen Arktis-Expeditionen brachte Probleme und Lösungen in Bezug auf effektive Bekleidung. Polarforscher trugen Kleidung aus Naturfasern. Diese saugten sich mit Feuchtigkeit voll und gefroren dann schnell. Jacken hatten noch große Knöpfe, keine Kapuzen und keine Belüftungsmöglichkeiten.

    1921 Mount Everest expedition members – photographer Alexander Frederick Richmond “Sandy” Wollaston (1875 – 3 June 1930) [Public domain]

    Durch Versuch und Irrtum entstand das Zwiebelsystem, wie wir es auch heute noch anwenden. Statt einfach nur viel anzuziehen, stellte man fest, dass jede einzelne Lage eine ganz bestimmte Aufgabe übernehmen musste.

    Der Baselayer, direkt auf der Haut getragen, muss die Körperwärme effektiv einfangen und gleichzeitig entstehenden Schweiß effektiv ableiten. Dies wurde früher durch ein Netzhemd aus Baumwolle erreicht.

    Der Midlayer ist für die Isolation zuständig und bestand früher aus Wolle. Zwischen den Fasern wurde die Körperwärme festgehalten.

    Die äußere Lage lässt Wind und Wasser nicht durch und schützt vor den Elementen. Früher wurde das mit gewachsten Jacken erreicht.

    Die Synthetik-Revolution

    Wart Dark and Solipsist [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)]
    Schematische Darstellung von Gore-Tex, Wart Dark and Solipsist [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)]

    Die erste vollsynthetische Faser war Polyamid, bekannt auch als Nylon, und wurde 1935 bei du Pont entwickelt. Zu erst wurde es für Zahnbürsten, Strumpfhosen und Militärausrüstung genutzt, fand aber noch keine breite Verwendung in Bekleidung. Die erste hitzebeständige Polyesterfaser, entwickelt von Whinfield und Dickson, war stabiler und beständiger und bald darauf entstand die erste Kleidung aus der Synthetikfaser.

    Gore-Tex wurde 1969 erfunden und ist seit dem der Innbegriff für wasserdichte und atmungsaktive Outdoor Bekleidung. Obwohl das Material von außen kein Wasser durchlässt, kann Schweiß in Form von Wasserdampf entweichen. Zudem ist diese Technologie extrem leichtgewichtig.

    Fazit

    Durch die Widerstandsfähigkeit der Synthetikfasern gegen Sonnenlicht, Feuchtigkeit und Schmutz und ihre wasserabweisenden Eigenschaften und die schnelle Trocknungszeit sind sie kaum aus moderner Bekleidung wegzudenken. Erfindungen wie der Reißverschluss und Kletterverschluss ermöglichen eine einfache Benutzung der Kleidung. Auch die simple Erweiterung der Jacke um eine Kapuze war ein großer Schritt.

    Die Sicherheit und der Komfort der modernen Ausrüstung verdanken wir technologischer Entwicklung und unseren Vorfahren, die mühsam durch Versuch und Irrtum diese Entwicklung immer weiter angetrieben haben.

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