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    Wassermanagement beim Wandern in trockenen und heißen Regionen

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    Wassermanagement beim Wandern in trockenen und heißen Regionen

    Bei meinen Wanderungen durch das Wüstengebirge Jebel Sarhro in Marokko habe ich einige wertvolle Techniken und Tricks gelernt, mit der knappen (und schweren) Ressource Wasser zu haushalten. Es gibt einige Dinge, die man beachten sollte, damit der Trip durch die Wüste nicht zum Desaster wird.

    Tipps und Tricks

    Eines kann ich hier nicht leisten: dir zu sagen, wie viel Wasser du mitschleppen musst! Die benötigte Menge an Wasser ist sehr individuell, und hängt zudem von den aktuellen Bedingungen ab. Überlege daher vorher, wie viel Wasser du in heißen Bedingungen zum Trinken brauchst, wie viel Wasser zum Kochen für gefriergetrocknete Nahrung, Tee, Kaffee benötigt wird und packe dann noch einen Liter als Reserve dazu.

    Einsame Piste im schattigen Canyon

    Zwei Szenarien und ein Grund für leichtes Gepäck

    In Marokko und anderen wüstenähnlichen Gebieten gibt es zwei Möglichkeiten des Zugangs zu Wasser:

    1. Es gibt Wasserquellen entlang des Weges: durch gute Planung kann man (beinahe) täglich an Wasser kommen. Auch wenn der Jbel Sarhro nur dünn besiedelt ist, kann man seine Route so legen, dass man immer wieder an kleinen Weilern vorbei kommt. Solche Siedlungen liegen in den Tälern, wo auch in geringem Umfang Landwirtschaft oder Viehhaltung betrieben wird. Dort wird man auch Wasser finden. Ein weiterer Trick ist, sich auf Google Earth die Route genau anzuschauen und nach grünen Flecken Ausschau zu halten. In den Guidebooks zum Gebiet sind auch Brunnen und andere Wasserquellen aufgelistet. Aber: verlasse dich niemals auf einzelne Wasserquellen, denn Brunnen können versandet sein, Quellen nicht mehr fließen.
    2. Man muss den kompletten Wasservorrat mitnehmen: in einem bestimmten Streckenabschnitt sind keine Wasserquellen vorhanden, und der komplette Wasservorrat für diesen Abschnitt muss mitgenommen werden. Das sind die dann spannenden Abschnitte, denn hier konzentriert sich alles auf deine perfekte Planung (und deinen Rücken).

    Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass schnell ein zusätzliches Gewicht von sechs oder sieben Kilo zusammenkommt. Sechs bis sieben Liter Wasservorrat pro Person und Tag sind bei trockenen aber 30°C heißen Wüstengebirgstouren das absolute Minimum, da bleibt nicht mehr viel für den zweiten oder dritten Kaffee zum Frühstück übrig.

    Sechs Kilogramm Wasser im Rucksack zusätzlich zur sonstigen Ausrüstung und Verpflegung sind sehr viel und addieren sich schnell auf über 20 Kilogramm Rucksackgewicht. Je nach dem, wie viel der Rest der Ausrüstung wiegt, ist das Gesamtgewicht für die oft kaum vorhandenen und mit Steinen übersähten Pfade nicht tragbar. Daher ist es wichtig, die restliche Ausrüstung so leicht wie möglich zu halten.

    Typische Wasserquelle im Jbel Sarhro: gesammeltes Oberflächenwasser

    Wasserbehälter und Wassermanagement

    • Sorgfältiges Wassermanagement ist das A und O. Ein ausgelaufener Behälter kann unter Umständen zwischen Leben und Tod unterscheiden. Frage dich, wie viel Wasser du unbedingt mitnehmen musst, wie viel du mindestens trinkst, wie viel du abends und morgens im Camp brauchst, wie weit die nächste Wasserstelle entfernt ist und rechne etwas Reserve dazu.
    • Mehrere Behälter haben den Vorteil, dass im Falle eines undichten Behälters nur ein Teil des Wassers verloren ist. Außerdem kann man das Gewicht besser im und am Rucksack verteilen und so die Balance verbessern.
    • Versuche, die Wasserbehälter so nah am Körper wie möglich zu tragen – das verbessert die Balance.
    • Untersuche regelmäßig die Wasserbehältnisse auf Abnutzung, Risse und Löcher. Überprüfe lieber zwei Mal, ob die Behälter auch wirklich fest geschlossen sind.
    • Ich nutze ein und zwei Liter Platypus und seit neuestem CNOC Vecto Wasserflaschen- und Beutel als Vorratsbehälter sowie ganz normale 1½ Liter Plastik-Wasserflaschen zum bequemen trinken. Trinksysteme mit Schlauch für den Rucksack sind zwar praktisch, mir ist das aber zu unsicher und zu viel Aufwand. Ich weiß nie, wie viel Wasser tatsächlich noch in der Bladder ist, zum Befüllen muss man den halben Rucksack auspacken und die Reinigung nach der Tour ist umständlich.
    • Falls du lieber ein Trinksystem nutzt, schließe den Schlauch immer sofort nach dem Trinken. Beim Abstellen des Rucksacks kann es nämlich vorkommen, dass der Rucksack auf das Ventil drückt und der kostbare Wasservorrat versickert.
    • Nimm einen Ersatz-Verschluss mit, die Dinger verschwinden schnell mal und man verliert direkt ein oder zwei Liter Wasservorrat, wenn man den Beutel nicht mehr verschließen kann.
    • Falls doch etwas schief geht, also ein Behälter undicht wird, oder man den Deckel verliert, kann man auch ZipLock Beutel zum vorsichtigen Transport von Wasser nutzen.
    • Gehe sorgsam mit den Wasserbehältern um. Spitze Steine oder Dornen können schnell zu Löchern führen.
    Bei jeder Wasserquelle sofort Wasser filtern und auffüllen

    Nahrung und Getränke

    • Trinke reichlich Wasser! Falsches Sparen führt zu Dehydration und gesundheitlichen Problemen. Achte also darauf, dass dein Urin klar ist. Je klarer, desto besser, je dunkler, desto mehr solltest du trinken.
    • Achte darauf, reichlich Elektrolyte zu dir zu nehmen! Salzige Snacks, Sport-Drinks in Pulverform, Gels oder Salztabletten helfen, deinen Mineralhaushalt im Gleichgewicht zu erhalten. Wenn dein Mineralhaushalt durch zu viel Wasser und zu wenig Salz (genauer: Natrium) durcheinandergerät, kann das im schlimmsten Falle tödlich werden (es gibt tatsächlich eine “Wasservergiftung” / Hyponatriämie).
    • Nutze Getränkepulver, die für Sportler entwickelt wurden. Neben den Mineralien und der Energie, die diese Pulver liefern, sorgen sie auch für besseren Geschmack des oft abgestandenen Wassers und verhilft so zu mehr und leichterem Trinken.
    • Da du sowieso viel Wasser mitschleppst, muss auch nicht jede Mahlzeit dehydriert sein. Gerade in trockenen Umgebungen ist frisches Gemüse und Obst eine gute Möglichkeit der Wasser- und Mineralstoffzufuhr. In Marokko bestand unser Mittagessen meist aus Brot und Dosenfisch, da diese Kombination auch in vielen kleinen Dörfern erhältlich ist. Zum Nachtisch gab es meist Datteln, die mit ihrem hohen Zuckeranteil für ordentlich Energie sorgen.
    Ein relativ sauberer Brunnen

    Sicherheit und Planung

    • Sobald du eine Wasserquelle entdeckst, nutze sie! Egal wie unappetitlich die Wasserquelle aussieht, nutze sie und fülle die Vorräte sofort wieder auf. Später kannst du das eklige Wasser immer noch an einer besseren Quelle austauschen.
    • Halte deinen Wasserfilter sauber und spüle ihn regelmäßig mit Frischwasser.
    • Kenne deine Route und die Wasserquellen! Markiere mögliche Wasserquellen auch abseits der Route und entlang von möglichen Notausstiegen.
    • Sei besonders vorsichtig bei der Navigation und Orientierung. Verhauer kosten Zeit und damit Wasser.
    • Berechne die Abstände und die Marschzeit zwischen Wasserquellen möglichst exakt.
    • Verletzungen oder Krankheit: mit einem verstauchten Knöchel gehst du bis zur nächsten Quelle deutlich länger. Hast du genug Wasser?
    • Führe ständig etwas Reserve mit dir. Bei Verletzungen oder Verhauern kann dieser extra Liter wichtig werden.
    Typische “Durststrecke” in Marokko

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