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    Mikroplastik und Outdoorsport

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    Mikroplastik und Outdoorsport

    Es ist schon ein Widerspruch in sich: wir Naturliebhaber und Outdoorsportler tragen zu einem nicht unerheblichen Teil dazu bei, die Natur immer weiter zurückzudrängen.

    Vorgeplänkel

    In der Wissenschaft besteht heute kein Zweifel daran, dass es “die Natur”, wie wir sie landläufig verstehen – nämlich als eine vom Menschen weitgehend unberührte und sich vom Menschen unabhängig entwickelnde, quasi eine außerhalb der menschlichen Gesellschaft stattfindende Umwelt – nicht (mehr) existent ist. Weltweit findet sich kein Quadratzentimeter, der nicht vom menschlichen Wirken unbeeinflusst geblieben ist. Diese Beeinflussung natürlich ist dem Menschen eingeschrieben, der Umgang mit und die Manipulation von Umwelt macht uns ja auch zu Menschen. Allerdings ist die Art der Naturbeeinflussung spätestens seit der Industrialisierung derart massiv und geschieht vor allem mit Techniken, die eine Geschwindigkeit und einen Umfang der Beeinflussung ermöglichen, wie es nie zuvor möglich war. 

    Nun wären wir aber auch nicht Menschen, wenn uns die Resonanz der Umwelt in unserem Handeln nicht auffallen würde. Vernunftbegabt sollen wir sein, zum vernünftigen Handeln durchringen können wir uns, nach einiger Zeit, meist auch. Vielleicht hilft dieser Artikel ja, diesen Schritt vom Denken zum Handeln etwas anzuschieben.

    Da die Resonanz der Umwelt für den, der Augen dafür hat, unübersehbar ist und auch in die Lebenswelt derer immer weiter eindringt, die mit “Öko” nicht so viel zu tun haben, ist guter Rat teuer. Mein Rat: kleine Schritte. Step by step. Die Probleme der Menschheit lösen sich nicht alle zugleich.

    Auftritt: Mikroplastik

    Vor einiger Zeit machte Greenpeace das, was sie am Besten können: PR. Public Relations im Auftrag des Umweltschutzes. Zielgruppe waren Outdoorfreunde und die allseits bekannten Funktionsjacken(-träger). Das Thema, für das zu sensibilisieren der Auftrag war, waren die PFC: per-und polyflourierte Kohlenwasserstoffe. Chemische Partikel, die für die Umwelt derart fremd sind, dass diese nichts damit anfangen kann und sie bis auf weiteres einlagert. Im Boden, in Gletschern, weltweit wurden diese Partikel gefunden. Abbauvorgänge finden nicht statt, das Zeug bleibt.

    Jetzt, einige Zeit später, richtet sich der Fokus auf andere, menschgemachte Partikel: Mikroplastik. Ähnliches Problem: die Dinger sind derart klein, dass sie mittlerweile überall sind. Ob und wann und in welchen Prozessen sie abgebaut werden, ist noch kaum bekannt. Das Hauptproblem derzeit: das Zeug findet sich in unterschiedlichen Ausprägungen, Größen und über deren Gefährlichkeit ist, eben auf Grund dieser oben angerissenen Komplexität, noch wenig bekannt. Apropos, momentan scheint man sich mit einem Nachweis von Plastikpartikeln unterhalb einer “zellgängigen Größe” rein technisch schwer zu tun

    Schema Mikroplastik (von Anne Lehmann)
    Schema Mikroplastik (von Anne Lehmann)

    Mikroplastik im Outdoorsport

    Also ist Komplexitätsreduktion gefordert. Das Problem so herunterzubrechen, dass es handhabbar wird. Wir konzentrieren uns auf Plastikkleidung, also die typische Kleidung, die wir im Sport tragen. Plastikhosen und Jacken, Fleece… Beim Waschen, vor allem von Fleece – andere nennen es, richtigerweise, Faserpelz – werden pro Waschgang Unmengen von kleinen Partikeln mechanisch abgebrochen und abgerieben. Diese Partikel werden ausgespült, passieren die Kläranlagen ungefiltert, gelangen in die Gewässer. Was dann damit passiert, ist momentan Gegenstand der Forschung. Sicher ist jedoch, dass sie dort sehr lange verbleiben und dort sogar noch kleiner zerrieben werden. So wird im Laufe der Jahre aus Mikroplastik dann Nanoplastik.

    Klar ist: Mikroorganismen nehmen sie auf, und Wasserflöhe zum Beispiel auch. So gelangt das Zeug dann schlußendlich, über die Nahrungskette, wieder zu uns – in uns – zurück. Eine wunderschöne Rückkopplungsschleife. Leider ist, wie oben schon besprochen, solch eine Resonanz erst nötig, um in uns trägen Menschen wieder Resonanz hervorzurufen, uns also zum Handeln zu bewegen. Was interessieren uns schon diese kleinen, ekligen Mikroorganismen.

    Aber wenn unsere Kinder womöglich giftiges Plastik zu essen bekommen, dann ist das schon ein wenig eklig und wir denken darüber nach. An den Plastikteilchen lagern sich übrigens gerne auch Bakterien und Krankheitserreger an. Ob diese Mikro- und Nanopartikel, zum Beispiel über den Verdauungstrakt, auch in den Körper aufgenommen werden, und was der Körper dann damit macht (oder besser: was das Plastik mit dem Körper macht) ist größtenteils noch unerforscht. Es gibt allerdings unerfreuliche Hinweise.

    Schema Mikroplastik (IG stopmicrowaste)
    Schema Mikroplastik (IG stopmicrowaste)

    Auftritt: Guppyfriend

    In einer Gruppe von Surfern und Naturfreunden aus Berlin hat die Thematik dermaßen Resonanz hervorgerufen, dass sie zur Tat schritten und einen simplen Waschbeutel erfanden, welcher den größten Teil dieser abgebrochenen und ausgewaschenen Fasern auffängt. Zudem schützt er unsere Kleidung beim Waschen, Tests haben ergeben, dass bis zu 86% weniger Fasern von synthetischen Textilien überhaupt erst abbrechen. Den Guppyfriend. Einfach, simpel, gut.

    Photoquellen: IG stopmicrowaste, Illustration von Anne Lehmann

    Kommentare

      • Ich fand halt, gerade wir “Outdoorler” sollten uns da Gedanken drüber machen und gegensteuern. Schon die Jacke nur auslüften statt zu waschen macht einen Unterschied!
        LG, Sven

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