Schon seit einem Jahr schiele ich die schicken Outdooruhren im Schaufenster des Optikers an. Nachdem mir meine Freundin begeistert von ihrem Neukauf erzählte und wieviel Spaß man mit solch einer Uhr hatte, war ich kurz davor mir eine Uhr zum Abschluss zu gönnen.
Da ich parallel an meiner Abschlussarbeit schrieb und für mich das Laufen in der Natur in dieser Zeit ein noch wichtigerer Ausgleich wurde, wollte ich mit der Uhr sofort losrennen.
Erster Eindruck beim Auspacken
Bevor ich euch von meinen Erfahrungen an der frischen Luft erzähle, möchte ich euch kurz von meinem ersten Eindruck berichten. Als das Päckchen mit der Uhr ankam, war ich sehr an deren schönen und hochwertigen Verpackung erfreut. Da ich ein Augenmensch bin, schätze ich gutes Design und wenn schöne Dinge noch nachhaltig verpackt sind, sehr. Die Pro Trek Uhr kam in einer schlichten Kartonschachtel, darin befand sich eine stabile Holzkiste mit praktischem Deckel, die die Uhr samt Anleitung und Garantiezetteln beinhaltete. In der stoßfesten Holzkiste bewahre ich die Uhr bis heute geschützt zuhause auf. Alles in den typischen „Outdoorfarben“ braun und dunkelgrün getarnt. Meine Begeisterung konnte mein Freund nicht ganz teilen, als er sich die Verarbeitung der Uhr selbst genauer anschaute. Da er im Bereich Kunststoffe Spezialist ist, erkannte er gleich den günstigen Kunststoff und das wenig robuste Gehäuse. Ich bin gespannt, wie sich das Material bei langer Beanspruchung mit der Zeit verhält.
Outdoortest
Mein erster Versuch ging dann eher in die Hose. Ich hatte nicht gedacht, dass ich doch erst an die 110 Seiten Bedienungsanleitung lesen muss. Das Gebrauchsanweisungsbuch passt zwar in die Verpackung, wurde aber daher auf das Format eines Handys verkleinert. Somit ist es extrem dick und extrem klein geschrieben. Durch das kleine Format des Buches muss man es zum Lesen immer aufdrücken und kann es auch nicht offen liegen lassen, da es immer wieder von alleine zuschlägt. Das finde ich persönlich ziemlich nervig, da es wie gesagt über 100 Seiten hat und man die Seite unter fünf Sprachen ohne Inhaltsverzeichnis immer wieder neu suchen muss.
Klar die einfachen Grundfunktionen kann man auch ohne Anleitung schnell durchtippen und ablesen. Doch da dieses Modell so viele Funktionen hat, wird das Bedienen schon eher mühsam. Auch nachdem ich mir die Schritte für die wichtigsten Funktionen wie Höhenmessung, Stoppuhr und das Überprüfen der Sonnenuntergangszeit durchgelesen hatte, war es unterwegs im Wald doch nicht mehr so einfach, alle Tastenfolgen wieder zu finden. Meine Freundin hat bis heute bei ihrem Konkurrenzprodukt nicht einmal in die Anleitung geschaut, alles erscheint bei ihrer Uhr viel intuitiver und weniger kompliziert.
Einsatzgebiete und Trageeigenschaften
Ich nutze die Uhr hauptsächlich beim Trailrunning, beim Wandern und Mountainbiken. In erster Linie genieße ich die motivierenden Daten, wie Höhe, zurückgelegte Distanz und Zeit, die mir die Uhr schnell liefert. Gerade auf Läufen, bei denen es um Zeit geht, kann ich so meine Kräfte optimal einteilen. Die Uhr sagt mir wie lange ich schon für wieviel Kilometer und Höhenmeter gebraucht habe und für welche Strecke ich noch Kraft sparen muss. Das aufzeichnen und spätere Auswerten meiner Werte am PC nutze ich bisher nicht. Für mich ist die Funktion draußen wichtig, wenn ich wenig Gepäck mitnehmen möchte und auf nützliche Helfer angewiesen bin.
Am meisten nutze ich die Funktion, Tracks auf die Uhr zu spielen um mir das Höhenprofil unterwegs anschauen zu können. Ausserdem finde ich die Möglichkeit, mir die minutengenaue Sonnenaufgangs- und Untergangszeit anzeigen zu lassen unterwegs genial. Gerade wenn man sich einmal verläuft oder wirklich in der Pampa unterwegs ist, wo man sich wenig auskennt, kann einem das einen dunklen und kalten Rückweg verkürzen. Oder wenn ich abends im Zelt liege, kann ich besser entscheiden, auf welche Uhrzeit ich meinen Wecker stelle, um mit den ersten Sonnenstrahlen frühstücken zu können, mit dem Kompass sogar von wo sie kommt =). Hierfür schätze ich auch die Displaybeleuchtung der Uhr.
Ein großes Plus für Mehrtagestouren: Die Uhr läd sich durch Licht auf, egal ob direktes Sonnenlicht oder die Hüttenlampe wieder auf! Dadurch kann eine Panne mit leeren Batterien unterwegs vermieden werden. Als ich meine Uhr länger im Schrank liegen hatte und sie rausnehmen wollte, dachte ich sie sei kaputt, da das Display kaum Anzeigen hatte. Doch die Uhr ist schlau und geht währenddessen in einen Art Standbymodus um Energie zu sparen. Drück man dann eine Taste, erscheinen alle Anzeigen wieder wie gewohnt.
Ein kleines Manko des Tragekomforts beim Laufen: gerade beim schnellen und steilen Bergablaufen wird die ganze Lymphe in die Hände geschleudert und sie schwellen samt Unterarmen an. Das relativ feste Armband der Uhr muss ich pro Lauf dann immer um 2 Löcher erweitern, da es sonst schmerzhaft drückt. Ein etwas weicheres Band könnte helfen, dass man es nicht so weit lockern muss. Denn dann wird der Umfang des Bandes fast zu weit und schlägt hin und her. Beim Mountainbiken hat man dieses Problem nicht, da man ja aufrechter sitzt und die Hände und Arme kaum an Volumen zunehmen. Auch mit den Radhandschuhen kann ich die dicken Knöpfe der Uhr leicht ertasten und bedienen.
Bei allen Aktivitäten, auf die man die Uhr mitnimmt, hat man den großen Vorteil, für das Nachschauen der Uhrzeit, kein Handy aus der Tasche kramen zu müssen. Mein Handy musste ich bisher immer nehmen, um eine genaue Uhrzeit zu haben, da die schöne Lederarmbanduhr weniger für die sehr schweißtreibenden Aktivitäten geeignet ist. Das Handy rutscht einem dann im Gelände immer leicht aus der Hand, wird unerwünscht nass vom Regen oder dem eigenen Schweiß. Dafür ist die wasserdichte Outdooruhr genial und sitzt auch besonders beim Mountaibiken, wo man keine Hand frei hat, praktisch am Arm. Ich denke die Uhrzeit ist gerade beim regelmäßigen Joggen im Alltag die Hauptgrund und auch der am häufigsten gefragte Wert. Der Hersteller sollte die essentiellen Eigenschaften einer Uhr genauer definieren und sie somit klarer und eindeutiger in der Bedienung machen. Vielleicht gibt es dann spezifischere Uhren, die nur für bestimmte Sportarten geeignet sind.
Bedienungsanleitung
Die gesamte Anleitung habe ich bis heute ehrlich gesagt nicht komplett durchgeackert. Die Aufmachung der Bedienungsanleitung liest sich wie die Anleitung für einen Kühlschrank, schlichtweg langweilig. Die Energie die man bei der Entwicklung sogar in die Verpackung gesteckt hat, sollte sich auch im Schreiben einer Anleitung wiederfinden. Denn wenn ein Produkt schon so vielfältig ist, dann ist die Herausforderung das enorme Können der Uhr dem Benutzer schmackhaft und einigermaßen übersichtlich rüber zu bringen. Ich stelle mir das eher als eine ansprechende Brochure mit vielen Bildern vor. Man könnte eine Disziplin wie beispielsweise das Wandern darstellen und dann kurz die 5 wichtigsten Features in Sprechblasen kurz erklären oder die Stichwörter auf der Rückseite dann mit den einzelnen Schritten erklären. Mir würde die Uhr dann eindeutig mehr Spaß machen und ich könnte leichter neue Funktionen erkunden.
Fazit
Meiner Meinung nach will man in dieser Uhr einfach zu viel Funktionen auf einmal unterbringen. Das überfordert und verwirrt mehr, als dass es einem draußen in der Natur Vorteile bringt: „Weniger ist hier definitiv mehr“. Sicherlich kommen manche Leute, die schon Erfahrung mit ähnlichen Uhren haben, schneller damit klar. Doch Freude am Lesen und Erkunden von neuen Funktionen, hat hier glaube ich keiner. Die Bedienungsanleitung könnte einmal komplett mit Grafiken und weniger Text überarbeitet werden und auch beim Design und der Größe der Uhr, könnte man sich am schlichteren Aussehen vergleichbarer Outdooruhren orientieren. Preislich liegt die Uhr noch relativ tief, so dass sie auch für Einsteiger und „Seltennutzer“ interessant ist. Wer das Modell in weiss möchte, hat leider Pech, da es in Europa nicht erhältlich ist.