Die Vorfreude auf den Test ist gross – die Casio ProTrek PRW 7000 darf es also sein. Für jemanden, dessen erste Uhr eine Casio F91W war, gekauft vom hart ersparten Taschengeld, ist es die perfekte Gelegenheit herauszufinden, ob diese Faszination auch heute noch vorhanden ist. Da dies genau auf meinen Freund zutrifft, entscheiden wir uns die Uhr gemeinsam zu testen und er darf der glückliche Träger dafür sein. Rein optisch wirkt die Uhr an meinem schmalen Handgelenk auch etwas überdimensioniert, auch wenn ich im Alltag eine relativ große Uhr trage. Beim Sport muss eine Uhr allerdings fest und angenehm am Handgelenk sitzen, damit sie auch bei schnellen Bewegungen nicht stört.
Als dann die Uhr in der Holzbox* vor einem liegt, will man sie sofort anlegen und sich erstmal nicht mit dem etwas dicken Handbuch beschäftigen.
Der erste Eindruck ist dann auch wirklich gut. Die Uhr ist mit ihren 46mm Durchmesser für ein Männerhandgelenk hervorragend geeignet. Sie fühlt sich sehr wertig an und überzeugt mit dem Metallring, der das Uhrenglas einfasst. Alle Knöpfe haben einen sehr angenehmen Druckpunkt und es entsteht sofort das klassische „Casio-Gefühl“, das man noch aus seiner Jugend kennt. Das Armband liegt sehr gut am Handgelenk und ist für den Outdooreinsatz bestens geeignet. Im Gegensatz zu Siliconarmbändern ist hier kein Verfärben durch Schweiss zu erwarten. Letztlich ist es jedoch eine Frage des Geschmacks ob man ein festes, eher störrisches Armband bevorzugt, oder ein weiches schätzt. Ich kann nur sagen, dass die Wertigkeit und das Gefühl am Handgelenk absolut überzeugend sind. Auch bei ruckartigen Bewegungen sitzt das Armband angenehm fest.
Bedienung und Nutzerfreundlichkeit
Wenn man sich nun mit der Uhr vertraut machen will, stellt man schnell fest, dass ein Blick in das Handbuch unumgänglich ist. In Zeiten, in denen Usability eine wichtige Eigenschaft von Produkten ist und Produkte, die durch eine intuitive Bedienung überzeugen, den Markt beherrschen, fühlt es sich sehr antiquiert an. Die Uhr verfügt über eine Krone, die als Drehrad zum Einstellen von diversen Funktionen der Uhr genutzt wird.
Funktionen wie Digitalkompass und Altimetersind mit Single-Purpose-Use Tasten abrufbar. Hier kann man jetzt über die Sinnhaftigkeit streiten, der Höhenmesser hat sich jedoch im Einsatz als sehr angenehm präsentiert.
Erster Einsatz
Beim ersten Einsatz der Uhr fällt auf, dass die Signalsuche eine eher langwierige Angelegenheit werden kann, je nach dem wo man es versucht. Ich musste die Uhr dafür ca. eine Stunde am Fenster liegen lassen, wie in der Anleitung beschrieben. Ist die Zeit einmal synchronisiert, kann man die Uhr direkt zum Mountainbiken mitnehmen. Auf der bekannten Hausstrecke kommen dann die Stoppuhrfunktionund der Höhenmesserzum Einsatz und überzeugen beide auf Anhieb. Besonders interessant ist der Höhenmesser mit seinem praktischem Datenspeicher(Höhenangabe, Datum und Zeit). Die Uhr lässt sich auch mit gröberen MTB-Handschuhen einwandfrei bedienen und im Tageslicht sind Display und die Uhrzeiger hervorragend zu erkennen. Ein kurzer Blick genügt und man hat alle relevanten Informationen. Mir fällt immer wieder das angenehme Gewicht (95g) und das fast weiche Material auf, das jederzeit einen hochwertigen Eindruck hinterlässt. Die gesamte Uhr fühlt sich sehr robust an, auch wenn ich es auf einen Sturz-Test nicht ankommen lassen will.
Die Multiband Funktionder Uhr, die ein Umstellen der ausgewählten Funkstationen zulässt, ist für Reisen in verschiedene Zeitzonen sehr angenehm. Für mich war die Uhr bisher auch schon ein Begleiter auf diversen Flügen in unterschiedliche Länder und hier immer durch einen kurzen Dreh an der Krone auf die Zeit einstellbar. Der Funksignalempfangstellt sich sogar eigenständig auf Sommer- oder Winterzeit um. Wer seine sportlichen Aktivitäten also auch außerhalb der eigenen Zeitzone plant, ist mit der Uhr perfekt vorbereitet.
Nicht überzeugen konnte hingegen die Lesbarkeit des LED Displays bei schlechtem Licht. Hier gibt es auf dem Markt deutlich angenehmere Lösungen, die gerade beim Sport überzeugender sind. Abends fing das fluoreszierende Display im Dunkeln leider nie an zu leuchten. Nach einer Weile stellte ich fest, dass die Uhr einen direkten Helligkeitswechsel benötig, bis sie anfängt zu leuchten. Die beschichteten Zeiger benötigen daher direkt vor der Dunkelheit eine Lichtquelle. Dies ist auf einer langen Wanderung höchstens mit einer zusätzlichen Taschenlampe oder Handy machbar, was dann wiederum das Leuchten der Uhr überflüssig macht. Als zweites Beleuchtungsfeature kann man die Anzeige jedoch auch per Knopfdruck beleuchten.
Kälteunempfindlichkeit und Thermometer:Auch an zwei Tagen Minustemperaturen auf der Piste funktioniert die Uhr wie erwartet einwandfrei. Laut Hersteller machen der Uhr Temperaturen bis -10°C nichts aus. Da man sie ja direkt am gut durchbluteten Handgelenk trägt, sollte dies auch nicht der Fall sein. Das Thermometer ist in seiner Präzision eingeschränkt: Die Temperaturmessung misst leider nur nach Ablegen der Uhr die Umgebungstemperatur und wird selbst offen am Handgelenk getragen, stark von der Körpertemperatur beeinflusst. Hier sollte über die Position des Temperatursensors und den Typ nachgedacht werden. Der Sensor kann Temperaturen von -10°C bis 60°C messen.
Im Anschluss an den Skitag durfte die Uhr noch mit ins Thermalbad und konnte ihre Wasserdichtigkeitbeweisen. An ihre Belastungsgrenze kam sie im Schwimmbecken dann aber nicht, denn die Uhr hält tatsächlich bis 20 Bardicht.
Weitere praktische Eigenschaften der vielseitigen Outdooruhr sind das Barometer (260/ 1100hPa) und ein Timerinklusive fünf verschiedenen Tagesalarmen. Zusätzlich kann die clevere Höhenadditionnur die aufgestiegenen Höhenmeter aufsummieren und am Ende den gesamten Höhenunterschied einer Tour anzeigen.
Sehr witzig finde ich den sogenannten „Fishing Timer“, der mit einem Fischsymbol anzeigen soll, wann die beste Zeit zum Fischen ist. Vielleicht erwischt man ja so mal ein leckeres Abendessen auf dem Heimweg =D. Als kleine Spielerei empfinde ich die Hand Moving Funktion, bei der die Zeiger auf Knopfdruck den Blick auf die Digitalanzeige frei. Dabei weichen sie rasch zur Seite, was ich immer wieder wie ein kleines Kind faszinierend anschauen kann.
Man will Sie einfach nicht mehr ablegen
Wenn man sich nun das oben stehende Feedback durchliest, entsteht der Eindruck, die Uhr könnte im Umfeld der Outdooruhren untergehen. Für einige kompliziert gelöste technische Details ist das sicherlich richtig. Das könne andere Anbieter einfacher und überzeugender lösen. Wer allerdings diese Uhr einmal am Handgelenk angelegt hatte und sich Zeit nimmt die einzelnen Funktionen zu erlernen, wird sie einfach nicht mehr missen wollen. Die Verarbeitung und das verspielte Menu haben einen unerklärlichen Charme. Auch die sportliche Optik, das tolle Armband und die vielen Optionen machen diese Uhr einfach aus. Durch ihre technischen Details ist die Uhr vielseitig einsetzbar und passt zu jedem Sportler, der das nötige Kleingeld investieren kann. Casio hat und hatte schon immer einen besonderen Charme, den man entweder mag oder nicht. Die ProTrek begeistert mich, ohne dass ich es an etwas bestimmten festmachen kann – verspielte Coolness und Vielseitigkeit treffen es wohl am besten.