Wir starten gegen 9 Uhr in der Früh von dem Parkplatz bei P. 1259 von der Klausenpassstrasse. Endlich mal mit dem Auto unterwegs, wir müssen also nicht ganz vom Talboden in Linthal starten. Der Wanderweg verläuft von hier auf dem Wirtschaftsweg nach Vorder und Unter Stafel (P. 1440). Die Sonne lacht und eincremen ist angesagt, bei der Wärme ist auch möglichst lockere Kleidung angenehm. Wir folgen den Schildern Richtung Rietstöckli, welches als Felsstufe über uns steht. Die Kühe stehen kauend und Fladen produzierend auf dem Weg rum und glotzen uns an. Enge Serpentinen ziehen den Hang hinauf und schon erreicht man die Hangterrasse unterhalb des Ostgrates vom Ortstock (1848m). Hier wird schonmal Pause gemacht, es wird immer wärmer…
Da wir keine Kletterambitionen haben und nicht die senkrechte Direttissima nehmen, müssen wir nun “einmal um den Berg herum”. Der Weg verläuft in knallgrünen und lebendigen Wiesen an der Rieter Ortstafel (P. 1731) und Tüfels Chilchli (P. 1829) vorbei. Hier ist der Pfad fast nicht erkennbar, so wächst das Gemüse von beiden Seiten darüber. Fast hätte ich eine Kröte erwischt, die sinnigerweise in Steinfarbe auf dem Weg lag. Mehr oder weniger eben erreicht man die Bergeten-Ebene, welche nach Westen und Norden von der 200 Meter hohen Legerwand eingerahmt wird. Kaum zu glauben, dass hierdurch der sogenannte “Bärentritt” verläuft, ein rot-weiß markierter Wanderweg in Richtung Ortstock. Dieser ist tatsächlich recht ausgesetzt, an den heiklen Stellen aber mit einem Drahtseil gesichert. Hier herrscht mal wieder etwas Schatten, wegen der Steilheit schwitzt man schon genug. Irgendwann wird es flacher und man erreicht den Lauchboden (P. 2012), eine aufgeschwemmte Ebene, einst von einem Gletscher ausgehöhlt.
Hier werden die Flaschen nochmal aufgefüllt, bevor wir den Lauchboden, eine leicht gewellte wunderschön grüne Wiese, überqueren und danach im Schotter landen. Am Schutthang entlang geht es über einige noch recht große Schneefelder in Richtung Furggele (P. 2402). Das macht schon Lust aufs Abfahren hinterher! Im Sattel angekommen, wird nochmal gevespert, bevor wir uns die letzten 300 Hm vornehmen. Der Gipfelrücken ist schon komplett schneefrei, durch steilen Schutt führt die Spur aufwärts. Eine kleine Felsstufe ist mit zwei Drahtseilen bestückt, an denen man sich hochziehen kann. Oben flacht es wieder ab und man sagt sich im Fünf-Minuten-Abstand, jetzt sind es nur noch fünf Minuten bis nach oben. Von der Furggele aus in ca. 45 Minuten ist dann das Gipfelkreuz (P. 2716) erreicht und die Tiefblicke lassen einen nicht lange ausruhen!
Ein wunderschön gelegener Aussichtsgipfel, im Norden der Klotz von Glärnisch, nach Süden die Glarner Hauptalpen. Hier sitzt der Tödi (3614m), ein Batzen von Berg und umgeben von den anderen 3000ern. Auch nach unten ist die Aussicht beeindruckend, immerhin liegt Linthal mehr als 2000 Meter unter uns! Es ist sonst niemand hier oben, wir machen es uns gemütlich und schauen dem Wechselspiel zwischen Wolken und Sonne zu.
Bis hierher haben wir vom Startpunkt mit Pausen ungefähr 6 Stunden gebraucht, wobei wir uns aber auch Zeit gelassen haben zwischendurch, dazu ist die Landschaft einfach zu schön.
Ein Teil von uns bleibt hier oben, sie wollen die Nacht am Glattalpsee verbringen. Wir zwei machen uns allerdings wieder auf den Rückweg. Das Furggele ist auf dem steilen Schutt schnell erreicht, dann folgt die Abfahrt Richtung Lauchboden. Der Schnee ist perfekt aufgefirnt, sodass wir schnell vorankommen und wieder im Grünen landen. Vor der “Schlüsselstelle”, dem Bärentritt, nochmal Wasser auffüllen, aufs Klo gehen und die Sonnenstrahlen geniessen. An der besagten Steilstelle dann ist es schattig, hier sollte man sich nochmal konzentrieren.
Am Bergetenseeli angekommen folgt nur noch der Weg nach Braunwald. Dazu geht es zuerst durch wunderschöne frühlingshafte Wiesen und licht stehende Bäume zur Ober Stafel (P. 1602), worauf der Wanderweg in Serpentinen eine letzte Steilstufe herunterführt. Anscheinend ist ausgerechnet heute Alpauftrieb, da uns ca. 40 Kühe entgegenbimmeln und den schmalen Weg hochstolpern. Wir verhalten uns ruhig und stellen uns an den Hang, trotzdem haben manche der Tiere ganz schön Schiss, an uns schrecklichen Menschen vorbeizugehen. Fünf Minuten später hat es aber dann jeder geschafft und wir können den jetzt ziemlich matschigen Pfad weiterlaufen. Kurz darauf erreichen wir auch schon die Wiesen und Höfe von Braunwald, und um den Vorderen Berg herum erreichen wir (am Hallenbad vorbeilaufend) die Standseilbahn, welche uns die letzten 600 Hm nach Linthal hinunter erspart, und das für nur 3,60 CHF.