Der Soonwaldsteig im Hunsrück

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Der 85 km lange Sonnwaldsteig verspricht fünf nette Wandertage im Mittelgebirge in Rheinland-Pfalz. Dann also los: 

1.Tag

Start in Kirn an der Nahe. Zuerst quer durch das Städtchen gelaufen, gelangt man über den Kallenfels zur ehemaligen Burg Schloss Wartenstein. Der Sonnwaldsteig verläuft einige Kilometer, meist asphaltiert, am Hahnenbachtal entlang. Erst kurz vor dem 1. Etappenziel wird es endlich stiller um uns. Immer wieder stossen wir auf Relikte des Schieferabbaus. Es stehen hierzu informative Tafeln am Wegesrand. Nach ca. 17 km erreichen wir, nach Voranmeldung beim Burgherrn, die Schmidtburg und stellen unser Zelt auf. Burgromantik bei bester Aussicht!

2. Tag

Nach eine Kurzwäsche  geht es weiter. Unbedingt Wasser auffüllen! (Wir haben es verpasst und liefen  einen Umweg über Schneppenbach, um bei einer Werkstatt um Wasser zu ergattern. (CAVE: Die nächsten Tage verlaufen ohne nahe Ortschaften, wo man sich neu mit Nahrung/Wasser eindecken könnte. Wer Wasser aus der Natur zapft, ist mit einem Wasserfilter gut bedient) Nach nur einer Stunde Marschzeit legen wir eine Frühstückspause ein. Unglaublich, was ein paar Kalorien für das Gehen bedeuten, denn jetzt sind die Lebensgeister erwacht.

Der Sonnwaldsteig führt nun idyllisch an einem Wassererlebnispfad bis zum Teufelsfelsen hoch. Leider scheint unser Jammern über die gestrige Schwüle den Wettergott erzürnt zu haben, denn ein Gewitter mit anschliessendem Dauerregen zieht auf. Trotz Regenschutz kriecht das Wasser in jede mögliche Ritze. Wir (ok. ich) haben nun keinen Nerv mehr, um beim nächsten reservierten Trekkingplatz das Zelt aufzustellen. Jaaa…ich gebe es zu, ich bin verwöhnt, und wenn ich in einer Pampphase eine bequemere Möglichkeit finde, ergreife ich sie auch! In diesem Fall begeben wir uns nach dem Anstieg auf den Koppenstein  in das Städtchen Gemünden, wo wir nach grösserem Aufwand eine Schlafmöglichkeit in einem Chinarestaurant finden. Auch andere Wanderer trudeln hier patschnass ein. Der Abend gestaltet sich gesellig und  ein  gemeinschaftliches Schlafsack-und Kleidertrocknen mit Fön startet bei einem warmen chinesischem Mahl.

3. Tag

Bei Regen gehen wir von Gemünden aus wieder auf den Soonwaldsteig. Das nächste Etappenziel, das Trekkingcamp Ochsenbaumer Höhe, ist in sportlicher Entfernung, was bei dem folgenden Wegabschnitt machbar wäre. Wäre!! An der Altenburg vorbei folgen wir missmutig dem bequem begehbaren Weg Richtung Ellenspring. In den einzelnen Regenpausen ist es sofort dampfig. Das Ausziehen der Regenkleidung entpuppt sich als Fehler, denn sofort werden wir als Leckerlis erkannt und hunderte (gefühlt noch mehr) blutrünstige Bremsen stürzen sich auf uns. Zudem scheinen es Zecken jeglicher Grösse auf uns abgesehen zu haben. Am Abend pflücken wir 8 Holzböcke (davon haben schon 2 angedockt) von/aus  meinem Begleiter. Auf unserer Wanderkarte übersetze ich ein rotes Dreieckzeichen als Zeltplatz und wir suchen, suchen und suchen und erst nach einer spannenden Odysee durch`s Dickicht und 2 Extrarunden kapiere ich, dass dies nur eine Beschilderung für einen Weg ist. Wie peinlich! Hunger, Durst und Regen lassen uns kurzerhand in einer Schutzhütte, die wir leider zuerst von viel Müll befreien müssen, nieder.

4.Tag

Nach einer erbärmlich kalten Nacht (es hat extrem abgekühlt und wir hatten nur die Sommerschlafsäcke dabei. Mist) stapfen wir uns in klammen Schuhen auf dem Höhenzug warm. Wir überqueren nun Wiesen des Naturschutzgebietes Glashütter Wiesen. Am Katzenkopf gibt es ganz nette Weitblicke. Auffallend sind nun die vielen, Windräder, die auf mich bedrohlich wirken. Die Windkraft wird im Hunsrück gross geschrieben.

 In Rheinböllern beenden wir die Tagesetappe und die Tour.

Unser Abbruchgrund : Bis zur Endstation Bingen am Rhein müssen wir sicher noch 2 Tage einrechnen. Dazu die Zugfahrt und Heimfahrt einberechnet, überschreitet leider die zur Verfügung stehende Zeit.  

Auch wenn dieser Bericht nicht unbedingt euphorisch klingt, ist dieser  einfach zu laufenden Premiumwanderweg zu empfehlen. Die Landschaft ist abwechslungsreich. Zudem erfährt man nebenbei einiges über Schiefer und Erze. Und wer weiss: Vielleicht begegnet man an einem nebligen Tag im Feuchtgebiet dem Schinderhannes?!

Alle nötigen Informationen bekommt man bei www.soonwaldsteig.de  Damit keiner wild im Naturpark zeltet, werden  Trekkingcamps angeboten, die man im Vorfeld buchen muss. (Die zuständigen netten Förster legen dann oft Holz und/oder Wasser parat) 

Mit dem ÖV erreicht man bequem den  Start und Endpunkt.

Wer mit dem Auto kommt, findet einige Langzeit-Parkplätze. 

Und hier der eigentliche Weg: (Quelle: outdooractive  Trägerverein Naturpark Soonwald-Nahe e.V.)

5 COMMENTS

  1. Hallo Martina,

    ja, es liest sich wirklich nicht nach eurem besten Wandertrip, aber ich glaube, dass sich die Strecke lohnt und wenn das Wetter mitspielt, macht es auch deutlich mehr Spaß. Ihr habt ja das beste daraus gemacht.

    Viele Grüße
    Carla

  2. Hallo Carla.
    Naja…eigentlich schade, dass sich die Laune ans Wetter angleicht. Die Härteste im Nehmen bin ich nicht.
    Und doch denke ich immer wieder an diese Tour zurück und ärgere mich etwas, dass mir da noch einige, schöne, Kilometer fehlen…
    Einen tollen Sommer wünsche ich Dir

  3. Hallo, Martina!
    Gerade deinen Bericht gelesen. Schade, dass euch kein besseres Wetter beschert war und ihr die Etappe ab Rheinböllen nicht mehr erleben konntet.
    Hier mein Bericht mit der Empfehlung zum nachwandern:
    Soonwald – die wilde Tour von der Bierstadt Kirn an der Nahe bis zur Weinstadt Bingen am Rhein
    https://timorisch.blogspot.com/search?q=soonwald

  4. Liebe Clara,

    mir gefallen eure (deine) Wanderberichte sehr. Hier bin allerdings mal nicht bei der Strecke, sondern beim Schinderhannes hängengeblieben und musste erst mal googlen wer oder was das ist. Spannende Geschichte, die bisher völlig an mir vorbei gelaufen ist *Wortspiel*. 😉

    Viele Grüße
    Franzi

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