Murnau, das Murnauer Moos und der Staffelsee
Der Begriff “Das Blaue Land” wurde Anfang des 20. Jahrhunderts von der Künstlergruppe der Blauen Reiter geprägt. Gabriele Münter lebte mit Wassily Kandinsky hier in Murnau am Staffelsee, im “Russenhaus”, Franz Marc, August Macke und andere Künstler waren damals vom besonderen Licht in Murnau so beeindruckt, dass sie zu Wegbereitern der Modernen Kunst des 20. Jahrhunderts und des Expressionismus wurden.
Auf einer Anhöhe oberhalb des Murnauer Moos liegt Murnau am Staffelsee, ein 12.000 Seelen Nest, das so klein gar nicht ist, wenn man sich die Zeit nimmt, es zu entdecken. Von hier aus kann man wunderbar den Blick schweifen lassen, über’s Moos, hin zu den hohen und höchsten Bergen Deutschlands: auf’s Zugspitzmassiv mit Zugspitze und Alpspitze, aber auch die östlichen Ammergauer Alpen, das einsame Estergebirge, den Heimgarten und Herzogstand. Im Süden und Westen rahmen diese Berge das Moos ein, im Norden liegt dann, auf einem uralten Moränenrücken Murnau am Staffelsee. Hinter dem eiszeitlichen Höhenrücken liegt dunkel und warm der Staffelsee, um den herum sich auch wunderbar flach wandern lässt.
Lage und Entstehung des Murnauer Moos
Das Murnauer Moos ist das größte geschlossene Moorgebiet Mitteleuropas. Am Ende letzten Eiszeit entstand das 32km² große Moor im Zungenbecken des Loisachgletschers, der sich bis weit über den Ammersee hinaus nach Norden erstreckte. Zurück blieb eine Vertiefung, die langsam versumpfte, als der Wasserspiegel des entstandenen Sees unter die Kammhöhe des Molasserückens und noch gefallen war.
Heute umfasst das Gebiet eine vielfältige Natur- und Kulturlandschaft mit Streuwiesen, Quelltrichtern, Altwasser, Restseen und Hochmooren. Eine Besonderheit sind die im Süden aufragenden Köchel. Die Köchel sind bewaldete Felskuppen, die aus hartem Gestein entstanden sind und nicht durch den Gletscher abgetragen werden konnten. Früher waren es Inseln im eiszeitlichen See, und, da sie sehr schwer zugänglich sind, konnten sich dort Ökosysteme erhalten, die andernorts zerstört wurden.
Naturschutz
Von 1992 bis 2003 war das Murnauer Moos eines der größten Naturschutzprojekte in Deutschland und wurde als Naturraum von gesamtstaatlicher Bedeutung eingestuft. Flächen wurden gekauft und für eine naturnahe Entwicklung oder extensive Nutzung wiederhergestellt. Einzig die schwere Beeinträchtigung des Wasserhaushaltes, entstanden durch den Bau der Autobahn A95 in den 70er Jahren sowie die Entwässerung durch die Flurbereinigung konnte nicht wieder geheilt werden.
Wegen einer Größe, seiner Landschaftsformen und der Tier- und Pflanzenwelt gilt das Murnauer Moos als einmalig in Mitteleuropa.
Naturliebhaber
Wegen genau diesen Qualitäten ist das Murnauer Moos ein Anziehungspunkt für Naturliebhaber, Vogelkundler und Photographen. Seltene Pflanzen und Tierarten tummeln sich hier auf einem relativ kleinen und gut zugänglichen Gebiet, es kommt also öfter vor, dass man hier auf herumkriechende Biologen oder auf regungslos vor Ihren Monokularen hockende Ornithologen trifft. Auch Photographen nutzen die Naturschönheit, um die Eindrücke einzufangen. Besonders zur Blauen Stunde, die auch damals schon die Maler der Blauen Reiter magisch angezogen hat, lohnt es sich, im Moos seine Fotokenntnisse auszubauen. Für Anfänger dieses Metiers bin ich erst kürzlich über einen Ratgeber gestolpert, der in die Geheimnisse und das Know-How der Outdoor-Fotografie einweiht und sogar einige Foto-Wanderrouten in Deutschland und der Schweiz enthält. Von der Vorbereitung über Ausrüstung und die Grundlagen der Bildgestaltung bis hin zu konkreten Tipps für Unterwegs deckt das eBook alles ab, was man zu Beginn wissen und beachten sollte.
Doch jetzt starten wir erst einmal auf unsere Wanderung durch das Murnauer Moos.
Der Moosrundweg
Unsere Wanderung auf dem etwa 12 Kilometer langen Moosrundweg startet an der Ramsach-Kirche, dem Ähndl. Wir wandern entlang der Bäche Ramsach und Lindach auf guten Wegen bis weit hinein in’s Moos.
Nach nicht ganz vier Kilometern biegen wir rechts in ein kleines Wäldchen, um von dort aus auf den Bohlenweg durch die Langen Filze zu gelangen. Nun befinden wir uns mitten im Hochmoor. Eine kleine Hütte bietet Gelegenheit zur Rast.
Weiter geht es in den Murnauer Ortsteil Westried. Hier könnte man auch die Bahn besteigen, um zurück nach Murnau (oder nach Bad Kohlgrub) zu gelangen. Wir halten uns aber weiter rechts auf dem Höhenrücken und werden mit den Ausblicken auf das gesamte Moos und die Berge belohnt. Zurück am Ähndl lassen wir den Tag im Biergarten ausklingen.
Literatur:
- Blaues Land. Murnau, Kochel, Werdenfelser Land, Pfaffenwinkel: 25 Kulturwanderungen zwischen Murnau, Kochel, Werdenfelser Land und Pfaffenwinkel
- Murnau – Kochel – Das blaue Land rund um den Staffelsee: Wanderkarte mit Aktiv Guide und Radwegen
- Zugspitze mit Ammergauer Alpen und Werdenfelder Land (Rother Bergverlag)
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