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    Zweitagesskitour auf den Piz Palü

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    Zweitagesskitour auf den Piz Palü

    Verlängerte Tour von Pontresina aus mit Biwak auf der Diavolezza.

    Los gehts am Bahnhof in Pontresina, am 31.3.14, um Mitternacht. Weiter fährt der Zug nicht mehr. Wir sind zu zweit, satteln das ganze Gerödel und tanken noch am Brunnen neben dem Toilettenhäusschen. Das ganze Engadin ist noch bis zum Tal tief im Schnee, alles ist ruhig und die Sterne stehen am Himmel. Über die erste Brücke geht es zum Parkplatz, wo der Wanderwegweiserwald in alle möglichen Richtungen zeigt. Wir folgen dem freigeschaufelten Weg Richtung Morteratsch, ein wenig ansteigend durch den lockeren Wald, der hier im Oberengadin viel zum Flair beiträgt. Kurz hinter der nächsten Bahnstation legen wir uns mit Schlafsack und Isomatte neben eine Bank und schlafen recht schnell ein.

    Während mein Schlafsack gut warm hält, friert sich der Kumpel ganz schön seine Füße ab. Nach dem Aufstehen um halb sieben gibt es deswegen ein ganz schönes Gehüpfe und einmal warmes Porridge. Bei strahlendem Sonnenschein brechen wir auf, und sehr bald können wir dann auch nur im T-Shirt laufen. Wir folgen der Bahnstrecke zur Linken bis nach Morteratsch, immer durch diese lichten Tannenwälder auf einer dicken Schneedecke. Auf halber Strecke leuchtet schon der Gipfel des Piz Palü zwischen den nächstgelegenen Gipfeln direkt voraus. Von Morteratsch über die Geländestufe auf die nächste Hochebene, sieht man schon die Diavolezzabahn. Es dauert allerdings noch so eine Stunde, bis man endlich davor steht. Hier gibts erstmal eine kleine Brot- und Chillpause, und die Toiletten kann man auch benutzen. Das ist wirklich ein witziges Skigebiet, und besteht praktisch nur aus zwei Liften: Der langen Diavolezzakabinenbahn, und dem kurzen Sessellift oben an der Bergstation. Dafür die langen und abwechslungsreichen Abfahrten, sowohl zur Talstation als auch über den Persgletscher zur Morteratschbahnstation.

    Die Piste hochlaufen ist wenig spannend, aber das Gepäck zieht am Rücken und die Sonne knallt, ohne Eincremen geht da nix! Für die 900 Hm zur Bergstation brauchen wir so 2,5 Stunden, parallel zu uns geht noch ein 75!-Jähriger hinauf. Oben öffnet sich einem der Blick auf den wahnsinnig spektakulären “Festsaal” der Alpen, von links nach rechts stehen einem die Bergriesen im Weg: Piz Cambrena, Palü, Bellavista, Bernina und Morteratsch. Bis kurz vorher sah auch der Berg der Diavolezza ziemlich hoch aus, nach Norden hat man praktisch bis zum Horizont Sicht, doch der Blick hier herüber belehrt einen eines besseren. Bis zu diesen Gipfeln geht es noch 1000 Meter bergauf!

    Von Pontresina bis hierher haben wir ungefähr 7 Stunden gebraucht, inklusive Pausen und schwerem Gepäck.

    Auf der Terrasse des Berghauses legen wir die Sachen zum Trocknen in die Sonne und besprechen mit anderen Bergsteigern noch den Aufbruch morgen früh. Auf Nachfrage teilt man uns mit, dass auf “Gemeindegebiet” das Übernachten draussen wohl nicht erlaubt sei, weswegen wir die Sachen packen und fünf Minuten hinüberlaufen zu dem Mast mit den Webcams dran. Hier ist man noch ein Stück höher, hat Aussicht auf beide Seiten und kann ungestört den Kocher auspacken. Zum Abendessen gibt es guten Kartoffeltopf Marke “Beton” und Aussicht auf das Ziel von morgen. Gegen 19 Uhr verschwindet dann auch schon die Sonne hinter dem Piz Morteratsch und wir in den Schlafsäcken.

    Um 6 Uhr klingelt der Wecker, und wir schauen, dass wir alles einpacken und loskommen. Zum Glück haben wir mit den Innenschuhen geschlafen, das erspart einem den Kälteschock in der Früh :). Um halb sieben rutschen dann schon die anderen von der Hütte an uns vorbei und ein paar kommen die Piste hochgelaufen. Von der Piste geht es jetzt eine gefrorene Rutschpartie stellenweise recht steil auf den Gletscher hinab. Die Spur quert die Felsen so knapp wie es geht, um möglichst nicht viel Höhe zu verlieren. Unten angekommen, verstauen wir sämtliche nicht benötigte Ausrüstung im Schnee, fellen an, und folgen der wunderbar gezogenen Spur. Im Gegensatz zu den anderen seilen wir uns an, wozu haben wir sonst das Seil dabei? Und so hat man das Gewicht geteilt. Der Gletscher ist super eingeschneit, in einem Gletscherbruch muss man ohne Harscheisen ein wenig aufpassen. Auf gleicher Höhe des Piz Cambrena (3600m) erreicht uns die Sonne, wir cremen uns ein und nehmen die letzten Meter auf den Sattel (P. 3726). Hier gibt es Gelegenheit für eine längere Pause, die Skier werden abgefellt und nochmal das überschüssige Gepäck abgelegt.

    Mit Steigeisen und Pickel geht es nun über die sehr ausgetretene Spur der letzten Tage angenehm den Grat zum Ostgipfel hoch, der Tief- und Weitblick lässt einen immer wieder stehenbleiben. Ein paar der anderen laufen am kurzen Seil, wegen der Mitreissgefahrt laufen wir aber ohne. Wegen der Höhe langsam und konzentriert lässt sich das sehr geniessen. Vom Vorgipfel geht es dann ungefähr 30 Hm bergab, bevor sich der Grat aufsteilt und man an die Bergführer denkt, welche hier die Spur reinziehen. Zur Rechten geht es nun 900 Hm steil bergab, über den Hängegletscher zwischen Mittel- und Ostpfeiler. Auf dem Hauptgipfel (3901m) angekommen (ca. 25 Minuten vom Skidepot), sind wir unendlich glücklich und schauen bei bestem Wetter auf das unter Wolken liegende Italien sowie die wolkenlose Schweiz. Bis auf die Gipfel direkt nebenan bietet sich ein Weitblick bis auf den Säntis(!), das Rätikon und die Ortlergruppe. Links des Piz Roseg sieht man ganz in der Ferne sogar Weissmies, Weisshorn, die Mischabelgruppe und den Alphubel blitzen, der Wahnsinn!

    Nachdem wir auf dem großen Gipfelplateau noch auf die andere Seite gelaufen sind, von Mitbergsteigern noch ein Foto haben schiessen lassen, geht es nochmal konzentriert den Grat zum Vorgipfel zurück. Hier geniessen wir nochmal das absolut windstille und sonnige Wetter, bevor es wieder steil hinab zum Sattel geht. Jetzt freuen wir uns auf die Abfahrt, die Ausrüstung ist schnell verstaut und über die Kante geht es hinab auf den Gletscher. Wir folgen mehr oder weniger der Aufstiegsspur, auf der rechten Seite (Ost) findet sich immer noch ein wenig Pulver. Ansonsten ist der Schnee wie zu erwarten unterschiedlich, oben vom Wind geformt, und unten immer sulziger. Allgemein recht leicht zu fahren, nur merkt man in den Beinen den Aufstieg. Nach 30 Minuten sind wir wieder am Ausgangspunkt, wo unsere Sachen lagern. Im Gegensatz zum Gipfel ist es hier unten ganz schön warm, wir setzen die Fahrt in Unterhemd fort (aber mit langen Ärmeln!).

    Von hier steht man nach kurzem Schieben auf der Gletscherpiste, die von der Diavolezza hinunterkommt und nach Morteratsch führt. Ab hier heisst es geniessen, wir carven den flachen Persgletscher hinunter. An den steileren Stellen bolzen wir die Hubbelacker runter, mit dem Gewicht auf dem Rücken nochmal richtig anstrengend für die Beine. Was für eine Abfahrt, der Hammer! Die ganze Zeit die gewaltige Bergszenerie um einen herum, mit dem Piz Palü im Rücken. Hinter der Gletscherzunge des Morteratschgletschers beginnt die Loipe, auf der man hin und wieder schiebend bis zum Bahnhof Morteratsch gleitet. Vom Gipfel bis hierher haben wir 2,5 Stunden gebraucht, es ist jetzt 14:30 Uhr.

    Nach kurzer Pause und Toilettenbenutzung machen wir uns auf der 6 km langen Loipe nach Pontresina auf, wir haben ja noch jede Menge Zeit. Auf halbem Weg pausieren wir auf einer Bank, mit Blick auf Piz Palü, und kochen noch den Rest Suppe, die uns gut gewürzt fast die Schuhe auszieht. Von hier nach Pontresina geht es dann durch lichte Tannenwäldchen, bis die Loipe in Serpentinen und unter der Strassenbrücke hindurch das Langlaufzentrum direkt neben dem Bahnhof erreicht. Den Rest der Schuhe zieht uns dann noch das Ankunftsbierchen aus :).

    Wunderschöne Zweitagesskitour, mit viel Gepäck (volle Skitouren- und Gletscherausrüstung, Kocher + Essen, Biwaksachen). Aufstieg Richtung Piz Palü schneeabhängig, in unserem Fall alle Spalten eingeschneit, wir brauchten auch keine Harscheisen. Der Gipfelgrat ist (bei eingelaufener Spur) ausgesetzt, aber nicht anspruchsvoll. Spuren möchte ich da nicht. Die Höhe beachten und viel Trinken ist sehr wichtig. Zum Abfahren muss man gut Skifahren können (um es zu geniessen), die Hubbel auf der Gletscherpiste sind nach so einer Tour bestimmt nicht jedermanns Sache. Mit Fellen kann man ganz entspannt die Skatingloipe benutzen. Statt Biwak kann auch auf der Diavolezzahütte geschlafen werden (Halbpension so 75 CHF oder so).

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