Am Freitag Nachmittag ging’s gemütlich los: mit der Zahnradbahn von Wilderswil auf die Schynige Platte. Nach einem kurzen Beinevertreten stand schon ein opulentes Abendmenü auf dem Programm. Die Zimmer im Hotel Schynige Platte sind in Großmutters Stil ausstaffiert, mit Waschtisch und allem drum und dran. Auch um’s Hotel herum ist alles liebevoll dekoriert und wird auch eifrig bestaunt und geknipst, überall kann man noch ein Detail mehr entdecken. Mit einem letzten Blick auf das Dreigestirn Eiger, Mönch und Jungfrau schlafen wir ein.
Ganz bergtour-untypisch stehen wir gemütlich auf, Frühstücken, trinken noch einen Kaffee… und gehen um Punkt neun Uhr los in Richtung Faulhorn. Sechs Stunden Gehzeit sind zu veranschlagen, wir rechnen acht – mit Pausen. Wiederum typisch für einen Höhenweg geht’s nicht ganz ohne Höhenmeter, ein auf-und-ab, die meiste Zeit den Eiger im rechten Augenwinkel. Über die Alphütten von Oberberg geht’s zum Loucherhorn, dessen Gipfel man aber südwärts umgeht. Die Karstlandschaft hier oben ist einfach wundervoll bizarr. Der Blick nach Norden fällt hinunter zum Brienzer See und darüber hinweg in die Voralpen. Nach Süden blickt man in die gewaltige Gletscherlandschaft der Berner Hochalpen mit dem Höchsten der Berner, dem 4274m hohen Finsteraarhorn. Später, am Berghaus Männdlenen gönnen wir uns ein Pannache (schwizerdütsch für Radler), vertreiben uns etwas die Zeit in der Sonne und sammeln Kräfte und Kalorien für die nächsten hundert Höhenmeter.
Plötzlich wird es frisch, und der steil abfallende Hang des Faulhorns taucht am Ende des Wegs aus den Wolken auf. Vielleicht 80 Höhenmeter heißt es noch zu erklimmen, von der Weggabelung hoch auf den Gipfel. Pünktlich kommt Sonne wieder ‘raus und wir gehen’s sportlich an. Im Restaurant am Gipfel gibt’s nach getaner Arbeit eine leckere und wohltuende Suppe mit Wurst und ein Skiwasser dazu, danach folgt dann erst ein Besuch auf dem Gipfel.
Von nun an schlängelt sich der inzwischen breite und geschotterte Weg etliche Höhenmeter hinunter zum Bachalpsee. Die Touristendichte nimmt hier dann auch wieder merklich zu. Das letzte Stück zur Bahnstation First zieht sich so auch ziemlich. Ein Hoch auf die First-Bahn, die uns nochmals etliche Höhenmeter stupides bergab erspart!