Seit einem Jahr waren wir nicht mehr zusammen in den Bergen unterwegs. Mit einem Besuch auf dem Ettaler Mandl sollte sich das ändern. Natürlich nicht über den langweiligen Klettersteig, sondern zünftig über eine Kletterroute.
Den Zustieg verkürzen wir, wenig zünftig, per Laber-Bergbahn. Da ich vor wenigen Wochen schon einmal hier oben war, war der Rest des Weges bekannt. Eine schöne Wanderung übrigens, die sich auch ohne Besteigung des Ettaler Manndls lohnt! Sobald das Klappern der Ketten hörbar wird und links die steilen Wände auftauchen, steigen wir links, entlang der Wand hinauf zum Einstieg der Kletterroute “Weiblkante”. Am Kamm oben hat es ausreichend Platz, um sich das nötige Geraffel umzuhängen und noch einen Schluck zu trinken.
Der Einstieg in die Route ist durch ein Blechschild markiert. Wir halten uns links, direkt hinaus in die luftige Leere. Ziemlich weit geht es hier hinunter, viel Luft unterm Hintern also, und das ist auch der moralische Anspruch auf den ersten Klettermetern. Schwierig ist das alles nicht, eine gemütlich zu kletternde IV höchstens. Wenig routiniert eiern wir hoch und sind dann doch froh, dass sich der Fels nach wenigen Metern schon wieder zurücklehnt, der Standplatz ist gar nicht mal so ungemütlich. Wieder wenig routiniert der Führungswechsel, und mehr steigend als kletternd geht es weiter nach oben, im IIIten Grad.
Nach ungefähr 30 Metern ist dann auch Schluss mit Klettern. Wir sichern zwar auch über den Grat hinweg weiter, was auch gehörigen Seilzug verursacht, daher war das unnötig – aber doch beruhigend. Über den Grat ist es zwar teilweise gehörig ausgesetzt, aber nie schwer, einzelne Stellen könnten mit II oder T5 angegeben werden.
1. SL: 15m IV (links halten)
2. SL: 15m III (gerade hinauf)
3. SL: 30m II / T5 (dem Grat entlang Richtung Gipfel)
Auf dem Nebengipfel angekommen sind wir doch ziemlich Stolz, das Ding ohne Topo, ohne Routine und Training gemacht zu haben, und genießen unseren “Gipfelsieg” schon hier drüben. Von drüben, vom Manndl aus, werden wir “Profis” photographiert – daher die Photos 🙂
Nach einem kurzem Besuch am eigentlichen Gipfel des Ettaler Manndls geht es dann über den ekelhaft abgespeckten Klettersteig hinunter. Ganz ehrlich: bei dem Trubel und der Schmierigkeit des Felses sind wir froh, das Klettersteigset mit hier hinauf geschleppt zu haben.
Das hätte ich auch dem Jungen gewünscht, dessen Vater ihn zum Abstieg antrieb. Eine unmögliche Situation, die mich dazu veranlasste, einzugreifen und dem Vater anzubieten, den Jungen per Seil, welches wir ja dabei hatten, zu sichern. Der Vater, sehr angespannt, nahm dies wohl als Angriff auf seine Integrität auf und lehnte ab. Der Junge kroch auf dem Bauch, bleich und zitternd, rückwärts hinab.
Außer zu hoffen, dass das gut geht, bleibt Dir ja nichts übrig, oder?
Literatur:
- Kletterführer Oberammergau: Klettergärten rund um Oberammergau