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    Microadventure by Bike: mit zwei älteren Herren on the road

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    Microadventure… wie war das doch gleich? Die wichtigsten Dinge einpacken und los. Ein grober Plan, wo hin und so weiter gehört natürlich dazu.

    Leichte Überforderung macht sich allerdings beim Planen breit. Was tun? Wandern fällt bei Rainer momentan wegen kaputten Bandscheiben flach. Raus wollen wir aber trotzdem. Also bleibt das Fahrrad. Ohje, Fahrrad ist so gar nicht meins. Egal, Hauptsache raus!

    Nach zwei Tagen hin-und-her, endlich die Entscheidung: eine kurze Eingewöhn-Tour, schauen ob alles passt und ob es geht. Mit dem Ziel der Vorbereitung für die nächste größeren Tour, zwei oder drei Tage lang!

    Also sind wir bis zur Fähre nach Meersburg geradelt, jeder eine Satteltasche, ungefähr für vier Tage Essen, einen Biwaksack, Schlafsack, Kocher, einiges an Technik. Sonst nicht so wirklich viel. An der Fähre, also so etwa drei Kilometer von zu Hause weg, kommen mir die ersten Zweifel:

    “Wenn es doch hügelig wird? Mir brennen ja schon beim Anblick der sanftesten Steigung die Schenkel. Egal, ich lasse mir erst einmal nichts anmerken, schließlich habe ich jetzt einige Lauf-Kilometer unter dem Gürtel.”

    Sonntagsfahrer

    ​Ganz schön kalt hier, so viel Wind. Aber frisch und doch halbwegs motiviert schwinge ich mich auf’s Rad. Für die nächsten fünfzehn Kilometer trete ich, stetig. Das Brennen der Schenkel gehört halt dazu, ich meine sogar, es wird schon weniger. Toll, wie schnell sich der Körper an unbekannte Belastung gewöhnt! Ich schummle an einem Campingplatz eine Pause ein. Den Grund hab ich vergessen, jedenfalls war er gut genug für eine Pause. Kurz später saßen wir auf der recht heruntergekommenen Terasse und schlürften Kaffee. Keinem war nach aufstehen zumute, dennoch mussten wir ja weiter. Eine Diskussion darüber, ob wir jetzt ungefähr die Hälfte der Tagesetappe, etwas mehr oder etwas weniger, und vor allem, wie lange wir noch unterwegs sein werden, blieb – natürlich – fruchtlos. Da bleibt nur eines: ausprobieren.

    Wenig elanvoll schwinge ich mich auf den Drahtesel. Beim Setzen bin ich dann aber doch froh, ein wenig Geld in eine gepolsterte Radlerhose investiert zu haben. Neben den Schenkeln ist der ungepolsterte Bereich, der da auf dem Satttel hockt und rutscht, nämlich eine ziemlich gemeine Schwachstelle. Habe ich auf ein paar kürzeren Radfahrten schon schmerzhaft bewiesen bekommen. Bisher aber: nichts!

    Das Wetter weiß an diesem Sonntag nicht so recht, was es will. Kurz scheint die Sonne, dann wird’s auch richtig warm, dann wieder bewölkt und ich fröstle. Jacke an, Jacke aus. Frieren ist besser als Schwitzen. Hab ich mal gelesen. Na denn. Ziemlich plötzlich fällt mein Energiepegel in’s Bodenlose, gerade dann, als am Wegesrand ein Kiosk auftaucht. Zufall? Wohl eher nicht.

    Mollig warm in der Sonne sitzend nuckeln wir an den schon etwas ranzigen Schokoriegeln. Kurz huscht der Gedanke an ein alkoholisch-isotonisches Getränk durch die Hirnwindungen. Nein, das wären unlautere Mittel, nur um den Schmerz zu betäuben. Ach ja, der Schmerz in den Schenkeln, der ist eigentlich nicht weniger, sondern eher zum Alltag geworden. Deshalb merke ich den nicht mehr wirklich – außer natürlich, der eigentlich schön gelegene Radweg hat plötzlich eine möderisch-sanfte Steigung.

    Echotal – wo man den eigenen Puls hört

    Zum Glück pausieren wir in Bodman und damit vor der Abschluss-Steigung noch einmal, mit Wurstsalat und Cola (Radler verbiete ich mir immer noch. Schön doof eigentlich! Die Kombination bewirkte bisher immer einen schier unglaublichen Energieschub). Aber auch diese Pause geht vorbei, und mutig stürzen wir uns bergauf. Ich schaffe die ersten dreißig Meter, dann drehen die Reifen des klapprigen 7-Gang-Cityrads durch, ebenso wie mein Kreislauf mitsamt Zubehör wie Puls und Atmung. Beim Absteigen falle ich beinahe den Hang hinunter, so wackelig waren die Beine. Wow! Mal links, mal rechts vom Bike schiebe ich also. Rainer fährt noch ein gutes Stück weiter, gibt dann aber auch auf. Konnt’ ja auch keiner wissen, dass das Echotal so eine Art Testpiece für Biker ist. Naja, da wir beide da schon mal hoch marschiert sind, hätten wir es uns denken können. Aber das ist ja auch schon wieder Jahre her, man redet sich ja so einiges schön, wenn man überhaupt noch dran denkt.

    Der Typ, der ganz unten ungefähr hinter uns in den Weg einbog, kommt tatsächlich nach uns oben an! Der hat ein Mountainbike und farblich passende Klamotten, schnauft aber auch gewaltig. Dennoch bin ich einigermaßen beeindruckt, selbst mit Mountainbike und abgestimmten Klamotten hätte ich das eher nicht geschafft. Ich sage ja: Testpiece. Das Echotal kommt direkt auf die Sport-Bucket-List.

    Abendstimmung

    Den Platz haben wir mit Bedacht gewählt: fließendes Wasser aus einem Brunnen, eine Grillstelle und mitten im Wald auf einer großen Wiese gelegen. Gut, das Wasser fließt halt je nach  Saison mehr oder weniger, heute tröpfelt es nur. Da ich unbedingt einen Kaffee zum Lagerfeuer will, zum aufwärmen und zwecks Romantik und so, stelle ich direkt den Pott unter das Tröpfeln. Holz sammeln, so lange es noch hell ist, Feuer anmachen und gleich noch einmal los, mehr Holz holen. Ich spüre ein leichtes Ziehen oberhalb der Knie, sonst ist alles gut. Wunderbar!

    Das Feuer brennt, der Kaffee dampft, hach wie schön! Gut, ziemlich kalt ist es schon. Wie das nur wird, wenn die Sonne untergegangen ist? Und vor allem, wie kalt wird es denn heute Nacht erst? Hätten wir doch das Zelt einpacken sollen?

    “Memme”, denke ich, “das ist doch schön, genau so magst Du das! Früher, da war…” – ich erspare Euch den Rest!

    Tatsächlich wird es in der Abenddämmerung sau-kalt. Nach dem Essen schlüpfe ich schnell in den Schlafsack, darüber den Biwaksack, darunter die warme Isomatte. Ewiges gekrame und genestele, bis alles passt. Nein, doch nicht, Deckel auf, Reißverschluss zu, Deckel zu. Eine ganze Weile braucht es, bis ich endlich schlafe.

    Ein feucht-fröhlicher Morgen

    Früh, sehr früh wache ich auf. Isomatte platt, Boden kalt. Kurz aufpumpen, weiterschlafen. Mist, geht nicht, muss auf’s Klo. Egal, ich drehe mich auf die Seite und … bäh, alles nass! So richtig nass, nicht nur feucht. Ich krieche weiter in den Schlafsack hinein, ist doch alles doof! Kurz später fasse ich mir ein Herz, so schnell es geht ziehe ich die extra wasserdicht verpackten Schuhe und Jacke an, gehe zwei, drei Schritte. So eine Scheiße, jetzt sind die Schuhe mitsamt Socken auch nass. Die komplette Wiese ist feucht, der Schlafsack ist feucht, am Kragen sogar richtiggehend nass. Das ist schon echt viel Wasser, was der Mensch so in der Nacht ausschwitzt, da kommt keine noch so gute Membran im Biwaksack mehr mit. Okay, ich will nicht wissen, wie es Rainer geht, dessen Biwaksack ist eine Dampfsperre. Offensichtlich geht’s ihm gut, denn er pennt noch seelenruhig.

    Ich stakse zur Feuerstelle und bekomme ein kleines, rauchiges Feuer in Gang. Es will irgendwie nicht größer werden, nicht wärmer. Fröstelnd, feucht, sitze ich herum und warte, bis der Gaskocher brav seinen Dienst verrichtet und ich endlich einen dampfenden Kaffee in den Händen halte. Das Feuer nimmt jetzt doch auch eine annehmbare Gestalt an. Es qualmt zwar ziemlich, aber es wärmt auch.

    War’s kalt heut’ Nacht?

    Ganz oben am Waldrand liegt der Weg schon in der Sonne, schnatternd laufen Walker vorbei. Natürlich umkreisen sie den Platz, kommen hier unten vorbei und grinsen besorgt: “War’s kalt heut’ Nacht?”. Geht so. Mächtig was los hier, an einem Montag Morgen um Acht. Die nächsten Spaziergänger begrüße ich offensiv mit einem “Kaffee ist gleich fertig! Grins.” – so umgehe ich blöde Fragen, super!

    Rainer kommt, auch etwas staksig, dazu, wir genießen mehr Kaffee und das Feuer. Immerhin hat er wieder mehr Farbe und keine blassen Flecken mehr im Gesicht. Nein, seine Nacht war auch nicht gut, auch platt, auch nass. Sehnsüchtig warten wir, bis uns die Sonne erreicht. Irgendwann, immer noch im Schatten, packen wir zusammen und lassen dem Tierchen, das in der Nacht schon zwei Würste gefuttert hat, das dritte Würstchen auch noch da. War nett gemeint, uns eines übrig zu lassen, aber danke…

    Heimfahrt mit nassen Socken

    Nach etwas Verwirrung über die Wegführung radeln wir einfach drauf los, was uns prompt auf einen Singletrail führt. Klar, ich kenne die Gegend etwas, bin hier auch schon mal gewandert, aber dass der Weg so schmal war… Bergab-Schieben geht also auch! In einem Dörfchen sind wir dann doch auch froh über die zivilisatorische Infrastruktur, also den Bäcker. Mit Kaffee und Croissant sitzen wir an der Bushaltestelle, trocknen Schuhe und Socken und gucken den Leuten zu, was die so treiben an einem Montag Vormittag. Dorfleben halt, und das vor einem Bäcker. Nicht sonderlich viel, und auch nicht sehr spannend. Andersrum ist es wohl eher spannend, zwei Typen in Socken an der Bushaltestelle.

    Nach einiger Zeit und einige Dörfer später radeln wir in Konstanz ein, verstauen die Räder, fischen die Post aus dem Briefkasten. Legen die Schlafsäcke, und eigentlich alles andere auch, zum Trocknen aus.

    Geil war’s! Auch wenn ich mir einen Schnupfen geholt habe.

    Literatur: 

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