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    Skitour von Zermatt über die Tete Blanche nach Arolla

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    Skitour von Zermatt über die Tete Blanche nach Arolla

    Tagestour mit vielen Höhenmetern und langer Strecke in direkter Nachbarschaft des Matterhorns.

    Wir kommen zu viert um kurz vor Mitternacht in Zermatt am Bahnhof an. Mit uns noch ein paar englischsprachige Andere, die aber mehr Saufen als Laufen im Kopf haben im Moment. Auf der Bahnhofstoilette füllen wir nochmal unsere Flaschen auf, schultern die schweren Rucksäcke und Skier und machen uns auf den Weg durch das schöne Dorf, das jetzt, dienstags, nur wenig von dem Trubel zeigt, der am Wochenende immer herrscht. Wir folgen den Wanderschildern Richtung Zmutt, hier unten liegt gar kein Schnee mehr. Auf breitem Wege geht es ungefähr eine Stunde leicht bergan und um eine Biegung westwärts, (fast) die ganze Zeit das Matterhorn direkt voraus. Bei der Funzel von Vollmond können wir ohne Stirnlampen laufen, die Bäume und Berge werfen ihr Schatten, als ob es Tag wäre. Wir lassen Zmutt hinter uns und laufen noch ca. 15 Minuten, bis wir nördlich des Stausees auf 2000m auf einem ebenen Grashügel unser Lager aufschlagen. Der perfekte Platz für Nachtaufnahmen von Matterhorn und Co ist das hier, wir geniessen noch ein wenig die ruhige nächtliche Bergwelt, bevor wir alle in den Schlafsäcken verschwinden.

    Der Wecker klingelt um halb sechs, der Humanität halber lasse ich noch ein paarmal snoozen, bis wir um Viertel vor sechs bei etwas Wind herauskriechen. Jetzt aber schnell die Sachen gepackt, um mit frischer Energie und in der Dämmerung den langen Weg auf den Gipfel in Angriff zu nehmen. Wir halten uns immer noch zu Fuss am Wanderweg, über den Bodmen und an Chalbermatten, ein kleines Häusschen, vorbei. An P. 2161 fängt dann die Schneedecke an, wir verlieren den Weg, halten aber praktisch genau auf die grossen Becken vor dem Zmuttgletscher zu. Dieser ist anscheinend komplett mit Schutt bedeckt, zumindest dort, wo der Schnee schon geschmolzen ist. Wir finden die Abfahrts- bzw. Aufstiegsspuren, welche am linken (südlichen) Rand entlang verlaufen, bis man auf ca. 2500m den Gletscher quert und nördlich an P. 2735 vorbei in einem weiten Linksbogen das erste flache Plateau erreicht. Wir sind nun auf dem Weg der Patrouille des Glaciers, die in zwei Wochen (Ende April) stattfindet. Dieser ist mit roten Stangen markiert, und alle Nase lang kommen uns andere Tourengeher entgegen gefahren. Über uns dröhnt ein Hubschrauber nach dem anderen, und als wir auf dem zweiten Plateau ankommen, sehen wir auch, warum. Die Armee, der Ausrichter des Rennens, baut in regelmäßigem Abstand (2-3km) Versorgungs- und Helferzelte, mitten auf dem Gletscher. Wir machen Pause, lassen uns vom Hubschrauber mal die Frisur durchpusten, und schauen uns das Ganze etwas an.

    Von dem angesagten starken Wind ist bis jetzt noch überhaupt nichts zu spüren, die Sonne knallt vom fast wolkenlosen Himmel, und man ist froh, mit der guten alten Sonnencreme 50 unterwegs zu sein. Weiter gehts über den Stockjigletscher auf gutem Schnee und ohne Spalten hinauf zum nächsten Plateau unter dem Gipfel, der jetzt nur noch 150 Hm über uns ist. Trotzdem legen wir uns kurz auf unsere Rucksäcke und ich nicke auch prompt ein. Nach zehn Minuten raffen wir uns aber und nehmen die letzten Meter auf den breiten Gipfel der Tete Blanche (3710m), mit Steinmann und Gipfelkreuz. Von hier hat man eine Wahnsinnsaussicht, zum einen ins Tal zurück, dort hinter der Ecke liegt Zermatt, jetzt 2100 Meter unter uns. Zum anderen nach Osten die ganzen Zermatter Viertausender, direkt vorne Dent d’Herens und Matterhorn, beide für sich eindrucksvolle Gestalten. Ganz hinten lugen noch Breithorn, Liskamm und Signalkuppe hervor, weiter links dann Mischabelgruppe. Das Panorama beherrschen tut aber definitiv die (oder der?) Dent Blanche, mit der Südwestflanke in unsere Richtung zeigend. Nach Süden und Westen reicht der Blick über Gran Paradiso, Mont Blanc, die Bouquetins, die Dent du Midi bis zu den Diablerets, Wildhorn und Wildstrubel. Von unserem Nachtlager hierhin haben wir mit ausgiebig Pausen ungefähr 7 Stunden gebraucht, etwas weniger als die Motivierten, welche hier auf die PdG trainieren.

    Wir machen uns fertig für die Abfahrt, und schon rauschen wir über relativ gut zu fahrenden Schnee erst Richtung Norden, zum Lager der PdG, dann den Stangen folgend über den flachen Mont Miné Gletscher. Kurz vor dem Nordfuss des Dent de Bertol müssen dann die Felle nochmal her, ein flacher aber längerer Gegenanstieg zur Bertolhütte muss noch geschafft werden. Auch dort wird ein Lager aufgebaut, einer der Soldaten weist uns ein, bei der Pause auf die Knie zu gehen und nicht zu stehen, damit die Windböen der Hubschrauber uns und vor allem, unsere Skier nicht über die Kante wehen. Sehr eindrücklich, diese Maschinen. Vom Col de Bertol (P. 3268) heisst es nun, auf dem aufgefirnten Schnee etwas steiler Richtung Gletscher zu fahren. Das ist Genuss pur, wenn man ein paar Pausen macht. Das ganze Gepäck am Rücken drückt natürlich auf die Beine. Bei P. 2664 angekommen, haben wir wohl die Spuren nicht mehr im Blick, die sich wohl südwärts zum P. 2625 gewendet haben, wo es wohl noch Schnee hat. Wir fahren entlang des steilen Sommerweges, nutzen jedes bisschen Schnee, und müssen ein paar mal tragen. Ab der Madonna (oder Maria?) Statue kommt man dann mit ein paar mal Skier heben flott hinunter auf unteren Arollagletscher, und den Spuren folgend gleitet und stösst man sich bis zum Kraftwerk. Von dort noch kurz auf der Loipe nach Les Magines, und schon steht man auf der Strasse von Arolla, ein schöner kleiner Ort (fast) am Ende des Tales, immer noch auf 2000 Meter Höhe. Mit kleinem Gegrummel laufen wir die 300 Meter auf der Strasse hinauf ins Dorfzentrum, zur Postbushaltestelle.

    Die Fahrt hinunter ins Rhonetal dauert mal locker über eine Stunde, zuerst hat man noch den Mont Collon hinter sich, später dann die Dent Blanche. Wirklich eindrucksvolle Gegend, das Wallis.

    Aufstieg 2200 Hm (7-8 Stunden mit Pausen)
    Abfahrt 1800 Hm (3-3,5 Stunden mit Pausen)
    Gesamtstrecke 28km

    Ausrüstung: Seil und Gurt bei Spaltengefahr, LVS bei Lawinengefahr hinter der Bertolhütte. Wir hatten alles dabei aber nichts gebraucht 🙂 (Stufe 1)

    Sehr langer und flacher, dafür einfacher Anstieg, schönes Panorama die ganze Zeit, Gegenanstieg ausgenommen eine schöne Abfahrt, erst flach auf dem Gletscher, dann steiler ins Arolla Tal.

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