Inzwischen bin ich wieder recht stabil und trainiere fleißig. Zeit heilt zwar alle Wunden, sagt man, aber ein wenig nachhelfen kann man ja. Mein momentan ganz guter körperlicher Zustand ist eindeutig auf drei Faktoren zurückzuführen: Medizin, Ernährung und Sport.
Medizinische Unterstützung
Gemeinsam mit meinem Gastroenterologen Barlinn und meinem Hausarzt Linzmeier, aber auch mit Hilfe der Rehaklinik im Waldachtal, Psychotherapeuten, Physiotherapeuten, dem Klinikum Konstanz, den Ärzten und Pflegenden dort, aber auch Kardiologen und der Hautärztin haben wir alle es geschafft, mich wieder auf die Beine zu stellen.
Jungs und Mädels, an dieser Stelle einmal ein großes Danke!
Ich weiß, Morbus Crohn ist schwierig zu behandeln, und außer Cortison hilft da nicht wirklich viel während eine akuten Schubes. Danke für die endlose Geduld, das Ausprobieren, das Reagieren, und vor allem: für das offene Ohr, wenn mir “unbehaglich” war bei der einen oder anderen Therapie – und den Mut, mir zu vertrauen und die Behandlung anzupassen.
Ernährung
Es hat etwas länger gedauert, bis ich die unzweifelhafte Verbindung von Ernährung und Morbus Crohn tatsächlich auch umsetzen konnte. Der Mensch – beziehungsweise ich – bin halt einfach auch faul und greife dankend auf die Angebote der Nahrungsmittelindustrie zurück. Eine große “Hilfe” bei der Ernährungsumstellung war paradoxerweise das Verbot von “frischen” Lebensmitteln, Obst und Gemüse, während der Reha. Solche Gelüste auf knackigen Salat und ähnliches hatte ich glaube ich mein Leben lang noch nicht!
Immer noch achte ich darauf, was ich zu mir nehme, an meine geliebten schwäbischen Linsen mit Spätzle traue ich mich immer noch nicht heran, Salat schnipple ich immer noch so klein wie möglich (der Darmverschluß sitzt tief in der Psyche verankert!). Aber ansonsten koche ich soweit als möglich frisch und versuche auf industriell hergestelltes weitgehend zu verzichten.
Plötzlich weiß ich auch Bescheid über die verschiedensten Inhaltsstoffe von Lebensmitteln, die Mikro- und Makronährstoffe. Klar, das wusste ich wohl schon immer, aber inzwischen ist die “richtige” und ausgewogene Kombination von Lebensmitteln immer präsent. Ich habe ein Auge auf meine Blutwerte und meinen Entzündungsstatus und wähle eine passende Ernährung, mittlerweile sogar schon instinktiv.
Sport
In der Rehaklinink haben mich die Sporttherapeuten und Physiotherapeuten immer wieder motiviert, Sport zu treiben. Sanft, langsam, mit der Herzfrequenz im Hinterkopf – und das tat gut! Direkt nach der Reha habe ich mit langen Spaziergängen, kurzen Laufeinheiten (ein paar hundert Meter nur), Hanteltraining und mit dem Theraband einfach die Übungen weiter gemacht.
Über Nacht musste, oder besser: konnte, ich auf die aufgebauten Gewichtsreserven und antrainierten Kraftreserven zugreifen. Ich weiß nicht, ob ich den zweiten Krankenhausaufenthalt, mit Leberabszess und Sepsis, überhaupt überstanden hätte, wäre ich so schwach gewesen wie vor der Reha!
Sport hat dermaßen viele Vorteile für mich, u.a.
- ein passabler Trainingszustand gibt die psychologische Sicherheit, auch schwere Zeiten besser zu überstehen
- ich liebe die deutlich wahrnehmbaren Steigerungen bei meinen Läufen
- ich mag es auch, immer wieder an konditionelle oder körperliche Grenzen zu stoßen und finde es spannend, dass diese scheinbar immer im Wechsel auftreten
- durch Sport nähere ich mich wieder meinem Idealgewicht, dadurch fühle ich mich in meinem Körper wohler
Wer verpasst hat, um was es hier eigentlich geht: Re-Mission, ein kurzer Abriss zu CED und Morbus Crohn.