Samstagmorgens um 7:15 Uhr, wenn man sich eigentlich noch in der Tiefschlafphase befindet, stehen wir schon am Starttor und kämpfen mit der Befestigung der Laufchips an unseren schnürsenkellosen Schuhen. Das Wetter ist auf unserer Seite, wolkenlos aber nicht zu warm, und das Orgateam spielt schnelle und motivierende Musik ab. Kurz vor dem Start gab es eine kleine Einführung in den Streckenverlauf und zu den Startnummern gab es eine robuste Karte und eine Liste mit den wichtigsten Orientierungspunkten, damit auch keiner verloren geht! Aber dazu sag ich später mehr…
Um 8 Uhr fiel der Startschuss zum Innsbruck Alpine Trailrun Festival 2015 und alle rannten los, zuerst im Flachen bis der Anstieg in den Wald begann. Los geht’s, ab jetzt heißt’s „aufi“!
Trailhalbmarathon I 20km I 500 hm
Streckenverlauf: Olympiaworld Innsbruck – Vill – Mühlsee – Aldrans – Ampass – Brücke über Inn – Kurhaus Hall in Tirol
Wichtige Wegpunkte: Start Leichtathletikanlage der Olympiaworld Innsbruck – Checkpoint Vill – Versorgungsstation Ampass – Ziel Hall in Tirol
Erste Etappe
In südliche Richtung auf den Paschberg: Über den Bretterkeller, die Igler Straße (Asphaltstraße), Tantegert und den Poltenweg immer stetig auf einem breiten Forstweg aufwärts. Nach 5,32km erreicht man schon den ersten Checkpoint, hier wird deine Startnummer abgehakt und es gibt ausreichend Wasser und Apfelschorle. Zum Essen ist hier glaube ich noch niemandem zu Mute, besonders nicht inmitten der Steigung und nach so kurzer Zeit. Hier hat man immerhin schon 280hm im Aufstieg und 82hm im Abstieg geschafft. Betrachtet man aber die Gesamtstrecke und beachtet, dass der Körper gegen Ende abbaut, sollte man noch genügend Kraft und Ausdauer besitzen. Weiter geht es auf einem kurzen Singletrail, dann wieder auf eine Forststraße.
Zweite Etappe
Nach Osten: Vorbei am Viller und Lanser Moor, was du schnell an den Matschlöchern spürst. Mittlerweile ist man gut aufgeheizt und würde am liebsten kurz in den Mühlsee springen. Von hier geht’s zur Ortschaft Aldrans, südlich dem MPreis läuft man auf der Asphaltstraße in Richtung Pfarrtal weiter. Am Ende der Straße kommt man auf einen Fußballplatz am Waldesrand. Diesen muss man links umlaufen und am Ende dem hohen Zaun hinterm Tor bis zu den ersten gelben Wanderschildern folgen. Diesen Abzweig habe ich und einige Läufer nach mir, leider nur schwer gefunden. Ich irrte auf dem Fußballplatz rum, schaute an jede Ecke ob ich einen Weg entdeckte… Das demotiviert schnell, wenn man dadurch so viel Zeit verliert. Aber nach mehreren Minuten habe ich es dann intuitiv doch entdeckt und bin dem Wanderweg abwärts auch ohne vertrauten roten Pfeil gefolgt. Die Läufer nach mir vertrauten auch in meine Intuition und weiter unten im Flachen kam dann auch endlich wieder ein roter Pfeil. In Ampass erreicht man in einem wunderschönen Kapellenvorplatz den zweiten Versorgungsstand. Eine Frau knipst diesen Wegpunkt am Startnummernzettel jedes Läufers ab. Jetzt hat man 11,57km, weitere 106hm aufwärts und ganze 256hm abwärts gemeistert! Bergab kann man zwar immer gut Gas geben, an das Abstoppen und Bremsen, erinnern dich morgen deine Muskeln wieder =D!
Nach einem Apfelschorle und einem erfrischenden Biss in einen Orangenschnitz lief es gleich wieder besser. Stimmung und Motivation waren durch solche Sackgassen immer schnell weg, aber sobald man wieder einen roten Pfeil gefunden hatte, gings wieder optimistisch weiter. Solch ein ganzer Lauf ist ein Auf- und Ab der Gefühle, mal spürst du die Muskeln und würdest am liebsten stehen bleiben, mal zieht dich ein schnellerer Läufer mit oder du hast sogar ein kleines Gespräch, was dich die Strapazen vergessen lässt.
Dritte Etappe
Nach der Versorgungsstation führt eine steile Straße an Häusern vorbei durchs Dorf. Am Kreisverkehr und an einem Wurststand nimmt man den Forstweg oberhalb der Autobahn Richtung Hall. Das ist eigentlich der einzige Wegabschnitt, der nicht nur von Natur und schönen Ausblicken begleitet ist. Der Lärm der Autobahn stört und man muss einfach Gas geben um es schnell hinter sich zu lassen. Am Gasthof Badl vorbei geht es eine steile Serpentinenstraße bis zur großen Straße hinunter. Die Straße überqueren, nach der Holzbrücke links, dann rechts weiter bis zum Anfang des historischen Altstadtkerns von Hall. Jetzt spürt man, dass das Ziel nicht mehr weit sein kann. Aber zu früh gefreut. Hier wird man nun im Zick Zack quer durch die ganze Altstadt geleitet. Unter uralten Bögen und Gemäuern, durch schmale lange Gassen und an vielen Tourigruppen vorbei. Eigentlich wunderschöne Ecken, am Ende des Laufes aber nur nervig, die richtigen Abzweige zu finden und zwischen den Leuten fertig umherzuirren. Viele Läufer nehmen falsche Gassen und stoßen eher durch Zufall wieder auf den richtigen Weg. Westlich verlässt man die Altstadt wieder und läuft nordöstlich der Straße entlang. Man muss zwei Kreisverkehre passieren und überqueren, um endlich das blaue Zieltor am Kurhaus zu sehen. Hört sich eindeutig an, einige Läufer finden aber auch das Ziel erst nach 1k Umweg oder laufen unterhalb vorbei, weil die Markierungen zu spärlich sind, kennt man sich nicht aus. Unterwegs habe ich mit zwei Läuferinnen gesprochen, die von Südtirol bzw. Wien kamen, den Weg nicht kannten und sich teilweise sehr über die fehlende Ausschilderung aufgeregt haben.
Aber am Ende hat dann doch jeder früher oder später das Ziel gefunden.
Glücklich und voller Endorphine geht’s dann nach Hause, wo erstmal Magnesium und ein gutes Essen warten. Am Nachmittag und auch noch am Morgen danach hat man immer wieder das Bedürfnis, die Beine hochzulegen. Man spürt richtig wie es darin arbeitet =D!
Fazit
Wer sich fit fühlt und davor bereits annähernd die selben Kilometer und Höhenmeter gelaufen ist, kann das schaffen. Man braucht natürlich eine Motivation, denn die mentale Einstellung zählt unterwegs mindestens genau soviel wie dir körperliche Verfassung! Am nächsten Tag sollte man Zeit haben, sich zu entspannen, die Beine zu dehnen und ordentlich Wasser, Magnesium und Mineralstoffe nachtanken. Ich würde aber nicht nur auf der faulen Haut liegen, sondern die Muskeln bei einem kleinen, flachen Spaziergang oder Fahrradrunde wieder etwas auswärmen. Dann baut sich der Muskelkater auch schneller wieder ab.
Immer wieder kommen kleine Anstiege mit angenehmer Steigung, flache Passagen zum Erholen und auch das bergablaufen kommt auf dieser Strecke nicht zu kurz. Zwischendrin durchläuft man wunderschöne Singletrails, streift durch kühlendes Raureif der langen Grashalme und hat Tiefblicke ins Inntal hinunter.
Gemeinsam oder alleine kämpfen
Entstanden ist das Innsbruck Alpine Trailrun Festival übrigens aus dem sogenannten Abenteuerlauf. Der Abenteuerlauf war bis jetzt noch ein Genusslauf ohne Zeitmessung. Es ging um das gemeinsame Laufen und darum, je nach Können eine der verschiedenen Distanzen auswählen zu können. Naturgenuss rund um Innsbruck und die Freunde am Trailrun standen im Vordergrund. Daran hat sich natürlich dieses Jahr nichts geändert, nur kam der Faktor Zeit ins Spiel. Dadurch hat der lauf sicherlich noch mehr Teilnehmer angezogen. Denn wer 60km und 1900hm meistert, der will meiner Meinung nach auch eine bestimmte Zeit erreichen bzw. sie zumindest genau wissen. Denn auf Strecken ab 40km muss man Zeit und Kraft gut abschätzen können, da finde ich passt dieser neue Faktor auch gut dazu. Und wer einfach mal in die Welt des Trailrunning hineinschnuppern mag, der kann sich als Trailanfänger an das Abenteuerlauf- Team mit 12km und 200hm hängen. Das Team bleibt immer zusammen, hat einen Wegweiser, der mit einem gut sichtbaren Ballon in einem moderaten Tempo vorangeht. Wer noch genügend Puste hat, kann auch 20, 40 oder 60km im Team laufen. Insgesamt werden 9 Pausen eingelegt und wer mag kann den kostenlosen Gepäcktransport für den Kleidungswechsel im Ziel nutzen. An jeder Versorgungsstelle kann man sich ausklinken und mit dem Shuttle zurück nach Innsbruck fahren. Hier ist am Ende jeder ein Sieger!