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    Herbstliches Kraxeln in Uri

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    Herbstliches Kraxeln in Uri

    Schnelle und hohe Tour von Amsteg (526m) über den Nordwestgrat auf den Bristen (3073m) und über den Nordostgrat zurück.

    Es sind Wolken und Föhn angesagt, aber da es trocken bleiben soll, entscheiden wir uns für eine Sturmtour auf DEN Aussichtsgipfel in Uri, die Pyramide des Bristen. Von weither sichtbar, geht es in 3,5 km Luftlinie ganze 2500 Meter in den Himmel, kurzes Nachrechnen ergibt eine Durchschnittssteigung von nahezu 36°!

    Serpentinen ohne Ende

    Wir kommen gegen Mitternacht in Amsteg (526m) an, der Himmel ist nur leicht bedeckt und es ist herbstlich warm. Direkt hinter dem Ort, bzw. dem Elektrizitätswerk, geht es steil bergauf, der Wanderweg geht unter der Gotthard-Eisenbahn entlang und quert unter den Fallrohren des Kraftwerks. Es rauschen einige Güterzüge im Tal entlang, auch die Autobahn entwickelt einigen Lärm. Wir folgen den Schildern Richtung Bristenstäfeli und kommen so auf eine flache Wirtschaftsstrasse. Jetzt heisst es Meter machen, es geht flott vorwärts und ein bisschen aufwärts. Irgendwann vor Hagglisberg (1016m) wird die Strasse zum etwas schmäleren Weg, durch die flache Steigung braucht es trotzdem seine Zeit, hier hochzusteigen. Wir schwitzen uns die Seele aus dem Leib, reden nicht viel und joggen praktisch den Berg hoch. Nach gut zwei Stunden erreichen wir das Bristenstäfeli (1519m), hier endet der dichte Wald. Vier Häuschen liegen auf der Wiese verstreut, das Stäfeli selbst ist eine hübsche Selbstversorgerhütte ohne Schlafmöglichkeiten. Überrascht über den Luxus, der uns hier oben erwartet, bleiben wir noch etwas wach und genießen den Tiefblick auf das beleuchtete Tal Richtung Vierwaldstätter See. Hier hat es sogar eine Toilette mit Wasserspülung, Wahnsinn! Drinnen im Häuschen hat’s eine große Küchenzeile mit Holzofen und Bier und Cola im Angebot. Wir belassen es aber beim Wasser für heute und legen uns vor den Brunnen. Das Plätschern lässt uns schnell einschlummern…

    Bevor der Wecker uns aus dem Schlaf reißt, übernimmt diesen Part der Regen, welcher uns gegen 6 Uhr sanft ins Gesicht rieselt. Also nichts wie rein in die gute Stube! Da wir heute genug Zeit haben, stehen wir erst gegen 8 Uhr auf, der Regen hat sich fast verzogen und in der Hütte gibt es einen Kassettenspieler inklusive Kassetten. Aber was für eine Musik! Wir kommen uns vor wie im Panoramafernsehen, mit Quetschkommodenmusik vom Feinsten…

    Die Pyramide

    Wir lassen die Übernachtungsklamotten bei der Hütte und machen uns auf den Weg. Jetzt gibt es nur noch eine Möglichkeit, und die heist: Hoch! Schnell erreicht man Blacki (1868m), und durch die immer spärlichere Vegetation führt einen der Wanderweg zum Bristensee (2100m). Hin und wieder nieselt es leicht, was soll denn das! Der Wetterdienst leistet doch sonst immer gute Dienste, und ausgerechnet heute wollen wir so einen Kraxelberg rauf! Am Bristensee gibt es auch noch die privat betriebene Bristenhütte, die allerdings auf der Landeskarte der Schweiz nicht mit Namen eingezeichnet ist. Hier stehen wir endlich mal in der Sonne und frühstücken ein wenig.

    Die felsige Pyramide des Bristen ragt nun im Süden hoch. Wir queren den großen Schutthang nach Westen direkt in Richtung des Gemsplanggenstöckli (2413m). Dieses markiert sozusagen den Anfang des schuttigen Nordwestgrates. Anfangs noch über Wegspuren im Gras, wird es bald felsiger und über Blöcke steigt man schnell nach oben. Ausgesetzt ist es nur an wenigen Stellen, meistens fühlt man sich auch trotz Nässe sehr sicher und es macht einfach Spaß. Orientieren kann man sich am besten am Nordostgrat auf der anderen Seite der Flanke, welcher am Kulminationspunkt der beiden Grate auf 2946m in einem kleinen Türmchen endet. Dieses wird rasch erklettert und nun ziehen sich nur noch die letzten Meter auf dem einfachen Gipfelgrat. Hier ist die Spur wieder breit ausgetreten.

    Und so stehen wir nach 2,5 Stunden ab der Bristenseeli auf dem Gipfel des Bristen (3073m), die Wolkendecke liegt weiter über uns und so haben wir eine tolle Aussicht auf den Vierwaldstätter See sowie die Täler und Berge ringsum.

    Den Gipfel zieren einige Steinmännchen, im vordersten steckt das spezielle Gipfelkreuz, zwei zusammengebundene längliche Steine. Hier oben hat man viel Platz, sogar ein Biwakplatz ist vorhanden. Grad regnets ausnahmsweise mal nicht, sogar die Sonne scheint manchmal wärmend durch die Wolken hindurch. Von dem erwarteten Föhnsturm merken wir gar nichts, nur ein laues Lüftchen weht hier oben. Na umso besser! Wir entspannen einige Zeit und schauen den Alpendohlen zu, wie sie vergeblich um Futter betteln…

    Der Uri-Effekt

    Für den Runterweg wählen wir den Nordostgrat, welcher mit etwas leichteren Kraxelstellen den Normalweg darstellt. Hier weisen auch Steinmännchen den Weg, nur einmal verrennen wir uns kurz in der Flanke. Die ganze Zeit hat man den grandiosen Tiefblick unter einem, da muss man schon auf den Weg aufpassen :). An der Lücke vor dem Lauchergrat angekommen setzen wir uns hin und nicken auch sofort weg. Nach ner Viertelstunde raffen wir uns auf und freuen uns schon auf die nächste Pause am Bristenstäfeli. Vor der Lücke prangt ein weithin (bis zum See) sichtbarer weißer Pfeil auf dem Fels, welcher den Einstieg in den Nordostgrat bezeichnet. In der Gegenrichtung unterwegs, rutschen wir rasch das Geröll und ein Schneefeld runter und erreichen wieder die Bristenhütte. Das Wetter scheint sich gefangen zu haben, es regnet nicht mehr, wird immer wärmer und die Sonne lugt auch hin und wieder heraus. Das ändert sich, sobald wir wieder am Bristenstäfeli ankommen. Es regnet und windet, wir sind aber in der Hütte und entspannen eine Stunde lang, schlafen ein bisschen und packen dann unsere Sachen. Das Bier lassen wir mal an Ort und Stelle. Erstens steht nirgends ein Preis angeschrieben (aber eine Geldkassette hats), zweitens warten ja noch 1000 Hm Abstieg auf uns!

    Angelehnt an die nicht enden wollenden Abstiege im Tessin, kann man das, was nun folgt, anschaulich mit dem Uri-Effekt beschreiben. Haben wir schon 1500 Hm Abstieg in den Beinen, liegt das Tal so nah unter uns, dass man ganz schnell die Höhe und Länge unterschätzt. Eine halbe Ewigkeit geht es Serpentine für Serpentine hinab, der flache Weg schont die Knie, aber nicht die Psyche :). Als wir endlich die Fallrohre und die Eisenbahnlinie erreichen, wissen wir dass es geschafft ist. Mit zufriedenen und schweren Füßen kommen wir an der Bushaltestelle in Amsteg an, der Bus fährt in zehn Minuten. Perfekte Tour!

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