(Regen-)Jacke wie Hose? Wasserdicht, winddicht und atmungsaktiv für zusammen 30€? Die DriDucks von Frogg Toggs sind bei Fernwanderern, vor allem in den USA, beliebt und werden dort in den höchsten Tönen gelobt. Aus reiner Neugier, was es mit den Dingern auf sich hat, habe ich mir den kompletten Rain Suit bestellt und die billige Hardshell getestet.
Das Set aus Jacke und Hose kommt in einem kleinen Packbeutel – und sieht angezogen aus, wie diese Anzüge der Spurensicherung im Fernsehkrimi. Eine gummiartige Außenschicht, innen laminiert mit einer an dünnen Filz erinnernden Faser und vor allem: riesengroß! Oversized steht schon auf der Packung, und man kann wirklich so ziemlich alles drunter ziehen, was der Rucksack hergibt – und es passt immer noch die Jacke und Hose darüber.
Material und Verarbeitung
Der Hersteller gibt für die Ultralight Linie an, daß er ein bi-Laminat aus Polyethylen und Polypropylen verwendet. Polypropylen ist die leichteste handelsübliche Faser und leitet aufgrund seiner hohen Oberflächenspannung Feuchtigkeit und Schweiß sehr gut weiter. Sie ist scheuerfest und gegen die viele Säuren, Laugen und organische Lösungsmittel beständig. Aus Polyethylen (z.B. Tyvek) ist der physikalisch passende Gegenpart auf der Außenseite: niedrige Dichte, nimmt keine Feuchtigkeit auf, lässt diese aber durch – ist also diffusionsoffen und dennoch wasserdicht – ist zudem belastbar und sehr beständig gegen Chemikalien.
Durch die Kombination dieser Materialien ist der Aufbau und die Optik etwas anders als bei Laminaten der üblichen Regenkleidung: der sonst übliche Außenstoff wird eingespart, dadurch liegt die Membran quasi offen, nur von innen ist das dampfdurchlässige Polypropylen Gewebe auflaminiert. Diese Verarbeitung hat einige Vorteile:
- man spart das Gewicht einer kompletten Lage Außenstoff
- durch das Fehlen des Außenstoffs muss nichts nachimprägniert werden. Das verspricht dauerhaft bessere Atmungsaktivität – sofern die verwendete Membran nicht mikroporös ist oder nicht zerstört oder verklebt wird
Tatsächlich werden aus diesen Materialien vergleichbare Anzüge als Schutzkleidung in medizinischen Reinraumsituationen oder für Laboranwendungen und für die chemischen Industrie verwendet.
Zu den typischen Werten wie Atmungsaktivität und Wassersäule gibt Frogg Toggs zwar nichts für den Ultralite2 Suit an, etwas Recherche bei vergleichbaren Materialien (DriPore Gen2) von Frogg Toggs ergeben die Werte >15.000mm und >10.000 g/m2/24h. Das ist jetzt mittlerweile der Quasi-Standart, darunter sollte man sowieso nicht gehen.
Frogg Toggs Regenjacke
Das Gewicht der Jacke überrascht mindestens ebenso wie die Haptik und Optik. Das von mir bestellte Blau erinnert an etwas zwischen Müllbeutel und Baustelle. Die Jacke ist in der Größe S deutlich oversized, da passt locker eine dicke Daunenjacke drunter.
Der Reißverschluss macht einen günstigen Eindruck, sollte aber mindestens so lange halten wie die Jacke. Die Armbündchen schließen mit einem eingenähten Gummi ganz gut ab, die Kapuze ist groß und ohne Volumenregulierung hinten, daher rutscht sie etwas weit in’s Gesicht. Dafür lässt sie sich aber per Kordelzug eng an’s Gesicht ziehen. Durch den Reglanschnitt befinden keine störenden Nähte an den Schultern, die unter den Rucksackträgern scheuern könnten.
Frogg Toggs Regenhose
Wie für die Jacke gilt auch für die Hose: size matters. Sie ist sehr weit geschnitten, wird aber per Gummizug auf den Hüften gehalten.
Praxistest
Hier in den Münchner Hausbergen ist Auffallen ja gar nicht mal so einfach. Quietschbunte Leute in sündhaft teuren Klamotten bevölkern jedes Wochenende die Berge. Mit Frogg Toggs ist man da aber auf jeden Fall der Hingucker. Das schlichte Müllsackdesign sieht so uncool billig aus, daß es schon wieder cool ist.
Überraschenderweise ist Frogg Toggs Ultralite2 wirklich wasserdicht und halbwegs atmungsaktiv. Ich hab’ schon so einige Regenjacken getestet und auch verschlissen, aber diese hier sind schon echt der Preis-Leistungs-Knüller. Wenn sie jetzt bitte noch etwas, nur ein wenig, hübscher geschnitten wären, würde sie auch der Eitelkeit am Berg genügen. Technisch sind sie keinesfalls zweifelhaft, obwohl sie wirklich so aussehen. Eine Erfahrung ist sie allemal!
Update:
Ein paar Meter Klebeband dabei zu haben ist sicherlich nicht verkehrt! Wirklich robust und langlebig ist das Teil nicht, einmal am Fels scheuern und ratsch ist ein Riss drin.
Auch Dennis vom outdoor-blog.com hatte sie im Test.
Bei Amazon gibt’s die DriDucks im Set für unter 20€ zu bestellen*.