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    Es wird winterlich am Furggeltihorn!

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    Es wird winterlich am Furggeltihorn!

    Erste Schneeschuhtour der Saison – Ende September! Mit hohem Biwak auf das verschneite Furggeltihorn (3043m).

    Der Sommer hat lange gewährt, bis es letzte Woche an zwei Tagen bis zu 50 cm geschneit hat – und die Schneegrenze auf 1500m gesunken ist! Seitdem ist wieder viel geschmolzen, doch weit oben herrschen immer noch winterliche Verhältnisse. Wir wollen eine entspannte Wandertour machen, am besten mit schönem Biwak, und vielleicht ein bisschen Kraxelei. Der Schnee lässt uns etwas umdisponieren, sodass die Wahl aufs Furggeltihorn fällt, ein leicht zu erreichender Gipfel im Zentrum der Schweiz, an der Grenze von Graubünden und Tessin.

    Ja ist denn schon Winter??

    Mit dem Auto fahren wir durch den Ort Vals zum Zervreilasee, über eine abenteuerlich angelegte Strasse inklusive einspurigem Stollen. Bei der Kapelle (P. 1984) überm See parken wir. Das Zervreilahorn gegenüber des Sees besticht durch seine Form, mich erinnert es zum Glück eher an Bergsteigen als an Mineralwasser. Es ist Mittagszeit, also noch ein Vesper bevor es richtig losgeht. Die Rucksäcke sind vollgepackt, die Schneeschuhe, Seil und Wintersachen sind alles dabei. Entgegen der Gewohnheit gehts hier erstmal runter, zur Canalbrücke (P. 1865), die über den Südarm des Stausees verläuft. Der Feldweg ist schneefrei, ansonsten liegt hier unten eine ca. 10cm dicke Schneedecke an den Nordhängen. Kurz hinter der Brücke zweigt der Wanderweg Richtung Furggeltipass nach links ab und windet sich durch die üppige Vegetation. Trotz des Schnees ist er leicht zu erkennen, er kommt einem vor wie eine ausgelatschte Rinne. Doch als es um Butzeggen (ca. 2150m) herum flacher wird, entscheiden wir uns für die Schneeschuhe. Die Schneedecke ist zwar nicht dick (geschätzt 15 cm), aber immerhin geschlossen, das Winterfeeling beginnt. Die Sonne knallt bei schönstem Wetter, und wir erreichen Ober Butz (P. 2462) und über eine Geländestufe die Seen bei P. 2598. Das Gipfelziel liegt die ganze Zeit vor einem, wir lassen uns Zeit und halten Ausschau nach einem geeigneten Biwakplatz. Bald verschwindet die Sonne hinter dem Pass, es wird merklich kälter. Also schnell rauf auf den Furggeltipass (P. 2712), wo die Sonnenstrahlen uns wieder in Empfang nehmen und wir in aller Ruhe (und Wärme) unser Lager herrichten.

    Wir waren auf jeden Fall schon sehr froh um die Schneeschuhe. Da die Schneedeckendicke (was ein Wort) zwischen 10 und 40 cm variiert und auf dem Geröll unauffällig die Löcher verdeckt, würde ich es als Krampf bezeichnen, hier nur mit Bergschuhen hoch zu stapfen. Wir hatten auch so genug nasse Füße. Von der Zeit her haben wir wohl etwas länger als die angegebene gebraucht, vor allem wegen Spurarbeit und dem schweren Gepäck.

    Die Aussicht hier oben ist super, die Wolken spielen mit der Sonne und wir machens uns gemütlich. Tee und warmes Tütenessen helfen gegen Durst, Hunger und die kriechende Kälte. Bald nach Sonnenuntergang helfen nur noch Kniebeugen, aber bald ziehts uns in die Schlafsäcke. Es ist jetzt 20 Uhr, wir haben eine lange Nacht vor uns.

    Ich wache hin und wieder auf, der Mond erleuchtet die Berge gefühlt taghell, und der Sternenhimmel ist klar, bis auf die paar durchziehenden Wolken. Es ist wohl leicht unter null Grad, denn in der Früh ist unser Wasser gefroren und die Schlafsäcke sind mit einer Schicht Kondenswasser vereist. Um 8 Uhr kommt die Sonne über den Bergkamm und wärmt die schläfrigen Gemüter. Nicht jedem war wohl mollig warm.

    Gipfelsturm!

    Ein gutes Frühstück mit warmem Tee später verstecken wir unsere Sachen und machen uns mit leichtem Gepäck auf zum Gipfel. Über blockiges Gelände gehts den breiten Kamm nach Süden, mal mit Schneeschuhen, dann wieder ohne und über das Geröll. Schnell sind wir am Fuß des Steilaufschwungs, der ca. 140 Hm überwindet. Hier wirds zum Krampf. Es liegt soviel Schnee, dass man keine Löcher mehr sieht. Andererseits liegt zuwenig Schnee, als dass man einfach darüber laufen kann. An manchen Stellen kommt das lose Geröll heraus, und man hat wenig Halt. Aber wir haben Zeit, machen ganz langsam und erreichen nach ca. 1,5 h (vom Pass aus) die Gipfelabflachung, und nach zehn weiteren Minuten erreichen wir das Furggeltihorn (3043m).

    Es herrscht bestes Gipfelwetter! Keine Wolke verstellt die Sicht, es ist angenehm warm und man hat Sicht von den Walliser 4000ern über die Nordkette bis ins Rätikon und in die Bernina. Im Süden wartet das Güferhorn noch auf eine Skiabfahrt, die ist wohl traumhaft. Lange genießen wir das Wetter, und dank Seil und Kletterkram erkraxel ich noch die Felsnadel gegenüber des Gipfelsteinmanns. Einen irren Tiefblick hats nach Süden…

    Der lange Rückweg

    Der Runterweg geht etwas schneller, in der steilen Flanke sind wir trotzdem vorsichtig unterwegs. Immer wieder versinkt man bis zur Hüfte im Schnee wegen diesen Löchern zwischen den Steinen. Unten angekommen schütteln wir den ganzen Schnee aus der Hose und den Schuhen und sind rasch zurück am Pass, wo gleichzeitig zwei Wanderer ohne Gipfelziel von der Läntahütte hochkommen. Wir packen unsere sieben Sachen, kochen nochmal Tee und machen uns an den langen Abstieg.

    Der Wanderweg zur Läntahütte (P. 2090) ist teils steil und wegen des Schnees recht rutschig. Langsam und vorsichtig gehts voran, vor allem mit viel Gepäck manchmal eine Herausforderung. Jeder sitzt mal aufm Po. Schon im Abendschatten erreichen wir die Hütte. Die Beine werden jetzt müde, aber noch liegen acht flache Kilometer vor uns, durch das schöne Tal des Valser Rheins. Mit dem letzten Sonnenstrahl erreichen wir wieder die Canalbrücke, und nach dem Gegenaufstieg zum Parkplatz schauen wir glücklich und müde zurück auf unseren Gipfel, der weit hinten, immer noch weiß bedeckt, aufragt.

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