Lange Zeit blieb mir verschlossen, warum es neben (beziehungsweise zwischen) Bergstiefeln und Turnschuhen noch ein Segment an Schuhen geben soll. Braucht es wirklich für jeden Anwendungsfall, für jede Eventualität, ein paar spezielle Schuhe?
Nach einigen Jahren mit steifen, klobigen Bergstiefeln am Fuß wird irgendwie deutlich, dass viele Wanderungen dann doch eher im mittleren Schwierigkeitsgrad stattfinden. Bergstiefel sind für solche Aktivitäten eigentlich überdimensioniert – und Turnschuhe haben zu wenig Grip und Stabilität. Im Alpin wurden Zustiegsschuhe getestet und der Garmont Dragontail LT bekam die Bestnote “Preistipp”. Das machte mich neugierig auf solche Schuhe für allerlei “Zwischenlagen”, die einen Wanderer ereilen können. Gelobt wurde er im Alpin für seine “sehr gute Schnürung, die harte Sohle und der stabile Aufbau”
So kommt die Erkenntnis, dass diese vermeintlichen Nischenprodukte “Zustiegs-” oder halt auf Englisch “Approach”-Schuhe doch einen deutlich breiteren Anwendungsbereich abdecken. Spätestend beim Klettern fällt dann auf: wie ich jahrelang darauf verzichten konnte! Leicht, griffig, steifere Sohle als Turnschuhe oder Trailrunner, hängen bequem am Gurt oder finden schon irgendwie Platz im Rucksack.
Hergestellt ist er aus robustem 1,8 mm Veloursleder/Polyamid mit griffiger Vibramsohle Q811, verstärkt durch eine Gummikappe um die Zehenbox. Die Zwischensohlen sind in drei verschiedenen Härten gebaut: mittel für gute Dämpfung, steif zur Stabilität (am Schuh in Gelb) und in Rot ganz vorn sehr steif für gute Kletterperformance. Dank “Heel Lock” und einer Schnürung, die bis zu den Zehen reicht, bringt er so bei leichten Klettereien genug Druck auf den Vorfuß und sitzt wie angegossen.
… im Praxistest
Ich habe den Garmont Dragontail LT die ersten zwei Tage, zum Einlaufen, in der Arbeit und in der Stadt getragen. Nach diesen ersten 20 Kilometern schmiegt er sich bequem an den Fuß. Einen ersten härteren Test, draußen im Wald im Hochseilgarten Immenstaad, bestand er mit bravour. Einige der Stationen dort sind Kletterstellen im vierten Schwierigkeitsgrad mit eher unschönen und abgespeckten Klettergriffen. Hier trumpfte der Dragontail richtig auf, selbst spitzes Anstehen war dank der ziemlich steifen Sohle unproblematisch zu machen. Nur an den ganz kleinen Leisten am Kletterturm versagt er dann, wie erwartet. Die nächste Herausforderung bestand der Schuh im Donautal beim Mehrseillängenklettern – auch hier zeigte er im Regen gute Griffigkeit und Bequemlichkeit beim Abstieg. Seit dem begleitet er mich durch den Alltag, leichte Wanderungen und beim Klettern.
UPDATE 28.8.2014: Mittlerweile, nach über einem Jahr regelmässiger Nutzung, ist das Innenfutter an der rechten Ferse durchgerieben. Allerdings ist dies bei mir bzw. meinen schmalen Fersen die Schwachstelle bei allen Schuhen (und Socken).