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    Der Ammergauer Meditationsweg

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    Der Ammergauer Meditationsweg

    Beim Wandern Kraft schöpfen auf dem Meditationsweg Ammergauer Alpen

    Seit genau einem Jahr lebe ich jetzt in Murnau am Staffelsee. Ich habe mich eingerichtet und eingelebt. Doch etwas fehlt: bis auf einige kurze Trips in die Umgebung habe ich immer noch keinen Plan, kein “big picture”. Da halte ich es mit Goethe, der bekanntlich meinte:

    Nur wo du zu Fuß warst, warst du wirklich

    J.W. Goethe

    Bei diesen kleineren Ausflügen und Spaziergängen in die Umgebung fielen mir immer wieder diese Hinweistafeln auf. Diese Stelen gehören zum Meditationsweg Ammergauer Alpen und beschreiben die Orte, an denen sie stehen, auf unterschiedliche Weise: faktisch, historisch und spirituell.

    So reifte der Plan heran, diesen Meditationsweg von der Wieskirche über Kloster Rottenbuch, über das Hörnle, durch Oberammergau und Kloster Ettal bis zum Schloss Linderhof zu gehen.

    Start an der Wieskirche

    Es ist heiß, die Sonne brennt. Ein wunderschöner Samstagnachmittag im Juli, wir sitzen schwitzend am Bahnhof Murnau im Schatten und warten auf den Zug. Ich fühle mich in Urlaubsstimmung. Einige Touristen mit Rucksäcken warten am Bahnhof, und später in der Bahn fallen wir mit unseren Rucksäcken auch nicht weiter auf. Obwohl, wir sind die einzigen, die Isomatten dabei haben. Nach dem Umstieg in den Bus und einer Busfahrt durch den Pfaffenwinkel kommen wir nach etwa 1,5 Stunden an der Wieskirche in Steingaden an.

    Die Wieskirche ist prächtiger Kirchenbau, der 1745 als Wallfahrtsort erbaut wurde. Wir erkunden staunend diesen Ort: welch Herrlichkeit da zu Stein geworden ist. Im Anschluss erkunden wir die direkt angrenzenden Kioske, die allerlei Tand und wallfahrtswichtige Dinge anbieten, sowie die Wirtschaft. Nach “Ausgezogenen” mit viel Zucker und einem Kaffee machten wir uns auf den Weg – den Ammergauer Meditationsweg.

    Es ist Nachmittag und nicht mehr ganz so heiß, wir kommen gut voran. Über Felder und Wälder wandern wir gemütlich nach Wildsteig. Wieder eine Kirche und unterhalb davon eine von den Bürgern von Wildsteig selbst gemauerte Lourdesgrotte, die schon etwas baufällig ist.

    Der Weg bis Wildsteig (und auch später noch) verläuft meist auf Teerstraßen, Gehwegen und selten auf breiten Waldwegen. Mittlerweile wird es Zeit, sich nach einem Unterschlupf umzuschauen. Bis Rottenbuch, oder kurz davor, wollen wir noch kommen. Kurz vor sieben Uhr, wir haben Hunger, erliegen wir der Verlockung, unser Zelt ganz ordentlich auf dem Campingplatz in Rottenbuch aufzustellen – und ein ordentliches Schnitzel zu verdrücken.

    Rottenbuch, Ammerschlucht und Saulgrub

    Rottenbuch ist ein hübsches Örtchen, dominiert vom großen Kloster. Auch hier zieht es uns in die Kirche.

    Langsam keimt in mir eine Erkenntnis auf. Das Pilgern hat wohl einen anderen, besonderen Reiz: die Ziele, die steingewordene Popanzen, sind doch ein krasser Unterschied zu den Zielen, die andere Hiker normalerweise ansteuern. Ich bin schon zufrieden mit einer Kathedrale aus Baum, wenn ich dann noch ein ebenes, windgeschütztes und auch noch bequemes Stückchen Erde für die Nacht finde, und dann noch ein Wasserlauf in nicht zu weiter Entfernung ist, bin ich schon beeindruckt. Aber jetzt, bei 25 bis 30°, bin ich doch ganz froh, mich ab und zu in das kühle Innere einer Kirche flüchten zu können.

    Direkt hinter dem Kloster zieht ein Pfad hinunter durch den Wald. Glucksend begleitet uns ein Bächlein und bald sehen wir die Ammer zum ersten Mal. Wie wild es hier unten ist! Bald geht es wieder hinauf und in die Sonne. Durch die Ortschaft Schönberg sind wir schnell durch und beginnen den Abstieg nach Bad Bayersoien. Hier unten führt der Weg durch ein schönes Moosgebiet, immer wieder durchsetzt von kleinen Wäldchen. In Bayersoien dann entscheiden wir uns gegen die Seeumrundung und für den direkten Weg zum Kiosk. Es ist dermaßen heiß, dass wir unter einem Baum zusammensacken und direkt wegschlummern. Keine Hektik, wir genießen einfach den wanderfreien Nachmittag am See und am Kiosk.

    Ammerleiten und Scheibum

    Nach der Mittagshitze schultern wir unsere Rucksäcke und finden den Weg hinunter in die Ammerschlucht bei den Ammerleiten. So müssen Wanderwege sein! Waldig, moosig, trailig, ein stetes Auf und Ab. Wir trinken Ammerwasser, und suchen uns ein ebenes Fleckchen Erde für die Nacht. Doch wir haben Zeit, und so können wir uns entweder das schönste Plätzchen aussuchen oder einfach weiterlaufen bis zu Dämmerung. Im hohen Gras bei Scheibum schlafen wir im Waldrand. Am nächsten Morgen lassen wir uns viel Zeit, hier unten war es feucht, alles ist von dicken Kondenswassertropfen überzogen und die Morgensonne braucht noch etwas, um uns über die Wipfel her zu erreichen.

    Manchmal muss man bei der Wahl des Nachtlagers Kompromisse eingehen: entweder blickgeschützt, oder von der Morgensonne beschienen. Bei der Scheibum war leider nicht  beides zugleich möglich. Wir packen zusammen und frühstücken in der Sonne an der Brücke, füllen unsere Wasservorräte auf, denn es wird wieder heiß. Der Anstieg in Richtung Saulgrub ist bald geschafft, doch fällt mir der leicht humpelnde Gang meiner Begleitung auf. Eine Stunde später beschließe ich den Abbruch der Tour. In Saulgrub decken wir uns noch mit ein paar Snacks ein, trampen dann zum Staffelsee und lassen den Tag am Strand ausklingen.

    Die ungewohnte Belastung des zwar leichten, aber dennoch vorhandenen Rucksacks in Kombination mit den ständigen Auf-und-ab-Kilometern, fordern ihren Tribut. Sehr lange hatte ich mit den Knieschmerzen nach der Heimgarten – Herzogstand Monster-Tour zu kämpfen, und es wäre schade, jetzt eine längere Ruhepause einlegen zu müssen. Es bricht uns kein Zacken aus der Krone, wenn wir die restlichen Etappen des Meditationswegs Ammergauer Alpen über mehrere Wochenenden verteilt gehen.

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    Literatur:

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