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    Im Detail: Tourenplanung für Bergwanderungen

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    Im Detail: Tourenplanung für Bergwanderungen

    Mangelhafte oder gar fehlende Tourenplanung ist oft die Ursache für vermeidbare Bergunfälle. Ein Wettersturz, kombiniert mit einbrechender Dunkelheit, hat schon so manche leichte Bergtour zu einer ernsten Unternehmung werden lassen.

    In diesem einführenden Artikel zur Tourenplanung für Bergtouren besprechen wir, wie eine Tour schon von zu Hause aus geplant wird, welche Informationen man einholen muss, wie man eine Marschtabelle anlegt und die Wegzeiten berechnet. Wir gehen auf die Grundlagen der Orientierung im Gelände ein und schließen mit Ausrüstungstipps. Dabei orientieren wir uns an den Vorgaben des SAC und des Verbandes Schweizer Wanderwege, und gehen auf die einzelnen Punkte genauer ein.

    Der Verband Schweizer Wanderwege bringt die Theorie von Bergwanderungen auf die griffige Formel:

    PEAK = Planung, Einschätzung, Ausrüstung, Kontrolle

    Planung und Einschätzung

    Bei der Planung zu Hause sind folgende Punkte unbedingt zu berücksichtigen:

    • Art der Wanderung und Wegekategorien
    • Das gewählte Gebiet: Nord- oder Südalpen, West- oder Ost? Daraus ergeben sich Hinweise auf das Wetter, auf Hütten und Notunterkünfte, auf die Gesteinsart, die Art und Länge der Zustiege, die Wasserversorgung uvm.
    • Die Höhenlage und die Exposition: nötige Akklimatisierung, erwartete Temperaturen, Wind, Sonneneinstrahlung; Nord- oder Südseite, daraus ergeben sich Sonneneinstrahlung, Vereisung, Schatten
    • Die Wetterlage: aktuelle Wetterlage und Tendenz, Großwetterlage, Lawinenlage; Die Tourenplanung im Winter setzt noch mehr Wissen voraus.
    • Zu erwartende Schwierigkeiten: Schwierigkeitsgrad der Tour, Steilheit und Höhenlage, Schlüsselstellen, Varianten, Alternativen und Notabstiege usw.
    • Trainingszustand, Bergerfahrung und aktuelle Verfassung der Teilnehmer. Die Einschätzung der Fähigkeiten sollte realistisch erfolgen, denn Überforderung steigert das Unfallrisiko enorm
    • Der Zeitbedarf: der geschätzte Zeitbedarf ergibt sich aus dem errechneten Zeitbedarf (siehe Marschtabelle) unter Bezug auf die oben angegebenen Punkte
    • Ausrüstung (Kleidung, Orientierung, Notfall- und Sicherheitsausrüstung)

    Die nötigen Grundinformationen erarbeitet man sich aus vorliegenden alpinen Führern und gutem Kartenmaterial. Das Lesen der Karten und der Führer sollte so sorgfältig erfolgen, dass man das Gefühl hat, sich in der Gegend so gut auszukennen, als wäre man schon mal dort gewesen. Gute Führer sind z.B. die Alpenvereins-Führer, die alle nach einheitlichen Regeln erstellt werden. Das Lesen und Interpretieren eines Führers muss geübt werden, die Übertragung des Textes auf das Gelände muss sitzen. Auch das Lesen, Interpretieren und der korrekte Einsatz einer Karte, zu Hause und unterwegs, ist wichtig, und sollte auch immer wieder geübt werden.

    Um eine Tour angemessen zu planen, benötigt man natürlich alle verfügbaren und vor allem aktuelle Informationen über Öffnungszeiten der Hütten, Wetter, Verkehrsmittel, Routenverhältnisse usw. Diese Informationen erhält man über Alpine Auskünfte und Fremdenverkehrsämter.

    Alpine Wetterberichte

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    Frankreich. Chamonix: Office de haute Montagne (OHM)+33 450 53 22 08


    Eine gut verständliche Einführung zum alpinen Bergwetter bietet dieses eBook von Bergführer und Wettermann Albert Leichtfried. Es hilft, die Zusammenhänge des Wettersystems besser zu verstehen und für die eigene Tourenplanung umzusetzen.

    Erstellung einer Marschtabelle

    Die beste und sicherste Möglichkeit der Tourenplanung zu Hause ist die Erstellung einer Marschtabelle oder Marschskizze.

    In einer Marschtabelle werden markante Punkte, Zwischenziele, Richtungsangaben (siehe Kompass: Marschzahl) und erwartete Marschzeiten eingetragen. Bei der Wegzeitberechnung geht man wie folgt vor: 

    Ein Normalbergsteiger bewältigt pro Stunde etwa 400 Höhenmeter oder 4 Kilometer horizontale Entfernung. Man entnimmt der Karte die gesamten Höhenmeter sowie die Entfernung, errechnet die Zeiten und zählt zur größeren Zahl die Hälfte der kleineren Zahl hinzu.

    Beispiel:

    Die Entfernung Hütte – Gipfel beträgt 6 Kilometer (= 90 Minuten), die Höhendifferenz 1200 Höhenmeter (= 180 Minuten). Also: 180 Minuten plus 45 Minuten (die Hälfte der kleineren Zahl) ergibt 225 Minuten. Die Normalzeit beträgt also 4 Stunden. Für den Abstieg werden pro Stunde 800 Höhenmeter veranschlagt.

    Für nicht sehr geübte Bergsteiger empfiehlt sich eine etwas großzügigere Berechnung: ein Wanderer legt pro Stunde etwa 300 Höhenmeter Aufstieg oder 500 Höhenmeter Abstieg zurück und bewältigt 4 Kilometer horizontale Entfernung.

    Gruppen sind langsamer, man sollte daher mehr Zeit einplanen, ebenso sind Puffer für Pausenzeiten und sonstige Verzögerungen einzuplanen.

    Orientierung

    Grundlage jeder Orientierung ist, dass man stets weiß, wo man sich aktuell befindet. Der sichere Umgang mit Karte, Kompass und Höhenmesser ist hierfür unabdingbar. Auch in Zeiten von GPS Geräten ist es sicher nicht verkehrt, sich grundlegende Kenntnisse dieser analogen Hilfsmittel anzueignen – schließlich kann Technik kaputt gehen oder die Batterien sind einfach leer. 

    Karte

    Eine genaue Karte ist die Basis für die Orientierung. Ein möglichst großer Maßstab ist für exaktes Kartenlesen Bedingung. Normalerweise verwendet man Karten im Maßstab 1:25.000, in Ausnahmefällen reicht auf 1:50.000. Eine 1:50.000 Karte zeigt den gleichen Ausschnitt viermal kleiner als eine Karte 1:25.000. 

    Beim Kauf von Karten sollte darauf geachtet werden, dass die Höhenlinien genau und gut erkennbar eingezeichnet sind – Kartenlesen im Gebirge bedeutet Höhenlinien zu interpretieren. Aus den Höhenlinien kann man die Form des Geländes ablesen, also zum Beispiel die Steilheit eines Abschnittes oder flache Zonen.

    Höhenmesser

    Höhenmesser sind prinzipiell Luftdruckmesser. Mit der Höhe verändert sich der Luftdruck, der Höhenmesser zeigt also den sich verändernden Luftdruck an. Da sich bei gleicher Höhe auch der Luftdruck ändern kann (Wetterumschwung), funktioniert der Höhenmesser gleichzeitig als Barometer.

    Auch Kälte und Hitze wirkt sich auf die Anzeige des Höhenmessers aus. Bei großer Hitze zeigt er weniger, bei Kälte größere Höhe an. Teure Höhenmesser verfügen dafür über eine Temperaturkompensation. Um immer aussagekräftige Werte zu erhalten, sollten Höhenmesser möglichst oft kalibriert werden, z.B. an Hütten oder Gipfeln, deren Höhe bekannt ist. So lassen sich die Abweichungen durch Temperatur und Luftdruckänderungen möglichst gering halten.

    Kompass

    Die Nadel eines Kompass richtet sich immer nach Norden aus, bzw. nach dem magnetischen Nordpol. Je nach Position kann es eine Abweichung zwischen magnetischem und geographischen Nordpol geben. Diese Missweisung kann bei den meisten Kompass-Modellen korrigiert werden (Deklination).

    GPS-Gerät

    Ein GPS-Gerät ermöglicht auch bei schlechter Sicht eine schnelle Positionsbestimmung und liefert weitere Daten. Von der Aufzeichnung der Wegstrecke, über einen Backtrack bis hin zu Markierung vorher festgelegter Punkte oder wichtiger Markierungen unterwegs leistet ein solches Gerät gute Arbeit. Falls man sich dazu entscheidet, ein elektronisches Gerät auf die Tour mit zu nehmen, sollte man natürlich immer auch hochwertige Ersatz-Batterien dabei haben.

    Bergsteiger-Uhren

    Diese Uhren vereinigen GPS-Gerät und Höhenmesser in einer Uhr. Je nach Hersteller kommen sie vom Funktionsumfang beinahe an ein ausgewachsenes GPS-Gerät heran. Jedoch eignen Sie sich, aufgrund der begrenzten Akkulaufzeit und der fehlenden Möglichkeit eines Batteriewechsels, höchstens für Tagestouren.

    Das Zusammenspiel von Karte, Höhenmesser und Kompass (und evtl. GPS) ermöglicht eine präzise Positionsbestimmung und Orientierung im Gelände.

    Ausrüstung

    Neben den oben genannten Hilfsmittel zur Orientierung gehören, je nach Planung und Einschätzung der Tour, verschiedene Ausrüstungsgegenstände in den Rucksack. Die Goldene Regel dabei ist: so viel wie nötig, so wenig wie möglich!

    • Kleidung: an die jeweilige Tour angepasste Kleidung, Wetter-, Sonnen-, und Kälteschutz. Auch im Sommer kann es zu Wetterumschwüngen und Kälteeinbrüchen kommen!
    • Schuhwerk: zur Tour passendes Schuhwerk
    • Notfallset: Taschenapotheke, Rettungsdecke und aufgeladenes Mobiltelefon
    • Proviant: Proviant und Wasser, ein paar Energieriegel oder Gels können bei einem „Zwischentief“ helfen

    Kontrolle

    Mit dem Tourstart beginnt auch die sogenannte „rollende Planung“. Die in der Planung getroffenen Annahmen werden ständig mit den tatsächlichen Verhältnissen, zum Beispiel mit dem aktuellen Wetter, abgeglichen und überprüft. Aus diesem Abgleich werden dann Konsequenzen gezogen. 

    Müdigkeit beeinträchtig die geistige und körperliche Leistungsfähigkeit, Koordination und Trittsicherheit. Regelmäßige Pausen, Essen und Trinken, vor einem schwierigen Abschnitt evtl. eine Portion schnelle Kohlehydrate in Form eines Energieriegels oder Gels, können (kleine) Wunder bewirken.

    Die Tourenplanung im Winter stellt ganz spezielle Anforderungen.

    Ergänzungen, Verbesserungen oder Vorschläge könnt ihr gerne in die Kommentare schreiben!

    Empfohlene Literatur:

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