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    In Schnee und Eis – Dom 4545m

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    In Schnee und Eis – Dom 4545m

    Zweitageshochtour mit Biwak von Randa (1406m) aus auf den Höchsten ganz auf Schweizer Boden liegenden Berg. Route: Festigrat hoch, Normalweg runter.

    Der Aufstieg

    Wir kommen wie gewohnt um Mitternacht in Randa an, eine Gemeine im Mattertal, kurz vor Zermatt. Der Himmel ist klar und wir können den weißen Bisgletscher sehen, wie seine Zunge hoch oben über dem Dorf hängt. Wir laufen heute nicht mehr so weit, nur bis hinter den Ort zum Pt. 1534,  wo eine Holzbrücke über den Dorfbach verläuft. Hier legen wir uns schnell hin und schlafen wie die Murmeltiere.

    Als die Sonne aufgeht, stehen wir langsam auf. Die Schlafsäcke sind außen triefnass, während eines kleinen Frühstücks hängen wir sie auf der Brücke auf. Und jetzt gehts los! Der Wanderweg verläuft steil durch den Wald bergauf, bei Lärchberg wird es wenigstens etwas flacher. Hier scheint so früh am Tag noch keine Sonne, wir schwitzen trotzdem wie Elche (oder andere einheimische Tiere). Hoch oben unter dem Grabenhorn sehen wir die Europabrücke, die durch Steinschlag getroffen wurde und seitdem den Europaweg auf einen Umweg zwingt. Der Wald lichtet sich, wir erreichen die Europahütte (2265m), ein hübsches Holzhaus mitten im licht bewachsenen Geröllhaufen mit super Aussicht.

    Hier verläuft der Europaweg, wir folgen allerdings den Schildern Richtung Domhütte, ab jetzt wird der Weg zu einem blau-weiß markierten Steig. Mit anregender Tiefsicht verläuft der Weg durch ein Gelände, in dem man von unten nie einen solchen erwarten würde. An einigen Stellen sind Versicherungen angebracht, Drahtstifte, Seile und eine Leiter. Die Höhenmeter laufen wir schnell runter, und ab dem Ausstieg aus der Felsflanke läuft man ab Pt. 2820 nur noch im Geröllfeld, bis plötzlich die Domhütte (2940m) vor einem steht. Eine super schöne Lage gegenüber des Weisshorns, und im Hintergrund leuchtet schon die steile Westflanke des Doms. Nach einer ausgiebigen Pause laufen wir die restlichen zwanzig Minuten bis zu den Biwakplätzen (auf ca. 3150m) auf der Moräne des Festigletschers. So spät im Jahr sind wir die Einzigen, und wir haben die Qual der Wahl, uns den schönsten Platz für unser Zelt rauszusuchen.

    Es ist jetzt früher Nachmittag, wir haben also genug Zeit, noch mit Gerödel auf den Festigletscher zu laufen und an einer steilen Eisstufen mal Spaltenrettung, Seilhandling und Eisklettern zu üben. Das Wetter ist immer noch genial, ein paar einzelne Wolken machen die Angelegenheit nicht ganz so heiß. Zum Abendessen gibts leckeren Reis mit Soße, und sobald die Sonne hinterm Weisshorn verschwunden ist, verschwinden wir im warmen Zelt.

    Der Aufstieg – in Schnee und Eis

    Der Wecker klingelt um 3:30 Uhr, wir schultern unsere vorbereiteten Rucksäcke und laufen praktisch gleichzeitig mit den zwei Seilschaften los, die gerade von der Hütte hochkommen. Es geht über die Moräne etwas geradeaus, bis wir die Spur auf dem Gletscher erreichen. Ein paar Spalten müssen umgangen werden, dann folgt etwa ein Kilometer flacher Gletscher, bis die Spur sich zum Felsriegel unterm Festijoch hochzieht. Bei meiner ersten Tour sind wir viel zu früh eingestiegen, jetzt wissen wir es besser und gehen praktisch die Falllinie ins Festijoch (3723m) hoch. Die anderen benutzen hier Steigeisen, bei den trockenen Felsen sind die Schuhsohlen aber eindeutig besser. Mit leichter Kletterei (II) sitzen wir nach 15 Minuten oben im Joch, und genehmigen uns erstmal ein kleines Frühstück. Jetzt dämmert der Himmel schon, und das Schwarz weicht mehr und mehr erst einem Blau und dann einem leichten Rot. Allein dieses Schauspiels wegen lohnt sich ein früher Aufbruch, um ihn von möglichst weit oben anzusehen.

    Ab jetzt folgen wir mehr oder weniger immer dem breiten, aber steilen Grat (bis ca. 50°), es sind auch immer mal wieder Spalten zu sehen. Trotz der großen Höhe kommt man schnell vorwärts, da es praktisch nur nach oben geht. Ein paar Riegel- und Fotopausen machen die Tour zum Genuss. Ab ca. 4100m flacht sich der Aufstieg etwas ab, im Sattel auf 4460m trifft der Normalweg die Route. Von hier sind es nur noch 100 Meter rauf, die sich steil allerdings wie eine Ewigkeit ausmachen. Dann endlich, auf 4545 m.ü.NN, stehen wir auf dem geräumigen Gipfelplateau des Höchsten ganz auf Schweizer Boden liegenden Berges, dem Dom!

    Die Aussicht ist überragend, es weht nahezu kein Wind und die Sonnenstrahlen wärmen unsere schnaufenden Gestalten. Die Gipfel aufzuzählen, welche man im Blick hat, überfordert diesen Bericht. Er reicht vom Mont Blanc im Westen bis zum Bernina im Osten (160 km Entfernung!). Das Gipfelkreuz steht etwas niedriger auf dem Felsgipfel, der über einen kurzen ausgesetzten Grat erreicht wird. Für den Aufstieg vom Biwakplatz haben wir ca. 5 Stunden (mit Pausen) gebraucht.

    Der Abstieg – der Knieschnackler

    Wie das bei so hohen Bergen so ist, hat man auf dem Gipfel eben wirklich erst die Hälfte geschafft, also machen wir uns bald auf den Abstieg und nehmen dabei die nicht so steile Route über den Normalweg. Der führt in einem großen Bogen auf dem Hobärggletscher an den Seraczonen vorbei. Von den letzten Schneefällen liegt hier noch jede Menge Triebschnee, in dem man bis zum Knie einsinken würde, wäre keine Spur vorhanden. So kommen wir allerdings schnell runter und stehen bald wieder am Festijoch. Nach einer ausgiebigen Pause klettern wir konzentriert auf den Festigletscher ab, binden uns nochmals ins Seil ein und laufen den aufgeweichten Firn hinab und zurück zu unserem Biwakplatz.

    Da wir uns am selben Abend noch mit Freunden in Zermatt treffen, um aufs Mettelhorn zu wandern, geht es nach den Aufräumarbeiten und einem leckeren Mittagessen direkt runter zur Domhütte, danach zur Europahütte und dann den Knieschnackler durch den Wald nach Randa. Das sind im Ganzen 3000 Hm, die sollte man seinen Knien nicht jeden Tag zumuten!

    In Randa angekommen, sind wir überglücklich über die gelungene Bergtour, zischen ein verdientes Bier und halten unsere Käsefüsse in die Schweizer Bergluft 🙂

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