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    Per Pedes von Deutschland nach Italien: Fernwanderweg E5

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    Per Pedes von Deutschland nach Italien: Fernwanderweg E5

    Alpenüberquerung zu Fuß: zehntausend Höhenmeter und hundert Kilometer – das Teilstück des Europäischen Fernwanderwegs “E5” von Oberstdorf nach Meran gehört zu den klassischen Alpenüberquerungen. Ein wahrer Traumpfad schlängelt sich durch unterschiedlichste Berglandschaften, von grünen Almwiesen bis ins steinige und eisige Hochgebirge durchwandert man täglich neue und beeindruckende Landschaften.

    1: Oberstdorf – Kemptner Hütte (21. Juli)

    Wir kamen zur Mittagszeit bei Nieselregen in Oberstdorf an und ließen uns nach einigen kleineren Besorgungen und einem Kaffee per Taxi entlang des Trettachtals zur Spielmannsau bringen. Nach einer kurzen T-Shirt-Wetter-Phase begann es zu regnen, immer stärker. Links oben am Schotterhang, kurz nach dem “Knie”, verbrachten wir einige Zeit in einer Höhle, um auf Wetterbesserung zu warten. Der weitere Aufstieg war nass und kalt. Ziemlich plötzlich tauchte die Kemptner Hütte (1844m) auf, (zu viele) Minuten später saßen wir im warmen, trockenen Gastraum bei Leberkäs und überlegten schon um 19:00 Uhr, ob wir schon ins Matratzenlager können… die ungewohnte Anstrengung forderte ihren Tribut.

    2: Kemptner Hütte – Memminger Hütte (22. Juli)

    Um 7:30 Uhr ging es nach einem schnellen Kaffee hoch zum Mädelejoch (1974m), und damit nach Österreich, Tirol. Wieder begleitete uns Regen in allen Variationen. Beim Abstieg ins Lechtal Kaffeepause in der Roßgumpenalm (1329m) und Flucht vor massenhaftem Auftreten nasser Niederländer. Wir passieren den beeindruckenden Simms-Wasserfall und kommen gegen 12:00 Uhr, pünktlich zu Schnitzel und noch mehr Kaffee, in Holzgau an. Um 14:30 ließen wir uns wieder per Taxi nach Madau zur Materialseilbahn der Memminger Hütte fahren, was uns einen mehrstündigen Marsch auf Teer- und Schotterstraßen ersparte. Beim ziemlich schlammigen und rutschigen Aufstieg von der Seilbahn zur Memminger Hütte (2242m) wurden wir, in der Steilstufe, von Steinböcken angegriffen, faustgroße Steine kamen knapp 2m neben mir herunter. Mistviecher! Vier verdutzte Augenpaare glotzten. Die letzten 200 Hm zogen sich zäh, hinter jeder Steilstufe, hinter jeder Kehre, erwarteten wir die Hütte. Es roch nach Schnee und es wurde empfindlich kalt. Nach insgesamt 3h erreichen wir dann doch ziemlich entkräftet die Hütte. Wundervoll liegt sie in einem riesen Kessel! 

    3: Memminger Hütte – Zams (23. Juli)

    Oberlochalm, 1800m, Mittagspause bei Spaghetti und Kaffee, Schokolade. Die Hälfte des Abstiegs ins Inntal ist geschafft! Von der Memminger Hütte ging es heute Morgen hoch zur Seescharte auf 2600m, um dann nach Zams auf 775m abzusteigen. 2000 Hm “legendärer Abstieg” steht im Rother Wanderführer Fernwanderweg E5. Von der Seescharte bei leichtem Schneefall hinunter ins Lochbachtal war der Weg noch spannend, weiter unten im “Zammer Loch” hingegen, über den gesprengten Steig, wird es doch sehr zäh, physisch wie auch psychisch, denn man hat das Ziel, Landeck und Zams im Inntal, ständig vor Augen – nur kommt man kaum näher. Meter für Meter trottet man hinab. An einem hoch über Zams gelegenen Rastplatz überlegten wir kurz, ob wir hier Biwakieren sollen, verwarfen die Idee wegen Wassermangels aber. Eine kaum enden wollende dreiviertel Stunde später, endlich in Zams, werden wir schon erwartet (gruß an Iris und Martina!) und quartieren uns in der Pension Frank ein. Saubere Zimmer, Dusche, ein nettes Schwätzchen. Abends treibt es uns doch nochmal auf die Strasse, wir gehen essen, spazieren durchs Dorf, decken uns mit Süßigkeiten an der örtlichen Tankstelle ein.

    4: Zams – Gletscherstube (Braunschweiger Hütte) (24. Juli)

    Der 2000Hm Abstieg vom Vortag saß in den Knochen, in den Beinen, in den Füßen. Der Plan war darum: sparsames Wandern, Haushalten mit den Kräften. Wir fuhren um 9:00 Uhr mit der Venet-Bahn auf den Krahberg (2208m), wo uns Schnee, Nebel und Kälte erwartete. Doch irgendwie haben wir es geschafft uns zu “verlesen”, denn aus der imaginierten 3h Wanderung auf dem Panoramaweg wurde wieder ein ganzer Tag. Meist knapp unterhalb der Schneegrenze und mit eher wenig Panorama gings über den Panoramaweg durch tolle, an Schottland erinnernde Landschaften und schmatzendem Hochmoor zur Galflunalm (1960m). Die Speckjause dort war lecker! Teils auf breitem, langweiligem Fahrweg, teils auf dem alten Almweg, ging es wieder stundenlang runter, 1000Hm nach Wenns (982m). Na was sind schon 1000Hm Abstieg… Unten in Wenns angekommen bekamen wir dann sogar noch einige  wärmenden und tröstlichen Sonnenstrahlen ab. Wir nutzen den Bus durchs Pitztal, bis ganz ans Ende nach Mittelberg. Von dort in 30min zur Gletscherstube (1891m), wo wir uns in gemütlicher 6er Runde mit Tee den Abend mit Geschichten vom E5 und Kletterabenteuern (Gruß an Nina und Daniel!) versüßten.

    5: Gletscherstube – Braunschweiger Hütte (25. Juli)

    Aufstehen um 6:00 Uhr, alle anderen schliefen noch. Entspannt und alleine den Kaffee geniesen. Um 7:45 Uhr waren dann alle wach, wir rüsteten uns für den Aufstieg zur Braunschweiger Hütte (2758m). Diesmal nutzen wir die Materialseilbahn und gingen unbeschwert von den Rucksäcken – den falschen Weg. Auf einer Zufahrsstraße zu einer Baustelle wichen wir immer wieder schweren LKWs aus, bis wir nach ca. 1h schließlich doch noch auf den eigentlichen Wanderweg trafen – und damit auf Nina und Daniel, die über einen der neu angelegten Klettersteige hier hoch kamen, sowie auf Iris und Martina, die den Abzweig des Weges über die Wasserfälle gefunden hatten. Hier oben lag ein wenig Schnee, entsprechend bedächtig gingen wir weiter. Plötzlich öffnete sich der Blick auf den Mittelbergferner und seinem Gletschertor. Wie extra dafür geschaffen boten sich von der Sonne gewärmten Steinplatten als aussichtsreiche Logenplätze an. Die letzten Höhenmeter zur Hütte waren dann schnell genommen, gegen 14:00 Uhr zog es zu, Sichtweite unter 10m, Schneefall. Nach kurzer Rücksprache mit dem Wirt  entschlossen wir uns für einen Ruhetag auf der Hütte – und das nicht nur wegen des Wetters… Aber leider: die Braunschweiger Hütte ist unangenehm groß und, leider, ziemlich unfreundlich-professionell. Am Nachmittag zog sich das Personal um: Lederhosen für die geführten Touren. Uns “Private” ließ man mehr oder weniger links liegen.

    6: Braunschweiger Hütte – Martin-Busch-Hütte (26. Juli)

    6 Uhr, Wetter: geil! Sonne! Schnee! Die Wetter-Sorgen vom Vorabend wie weggeblasen. Abmarsch um 7:30 Uhr, zwischen zwei Gruppen, der Weg ist gespurt aber noch nicht vereist. Perfektes Timing! Der Aufstieg zum Pitztaler Jöchl ist gesperrt, wir nahmen die Alternativroute über das Rettenbachjöchl (2993m). Oben, aus dem Schatten der Wand heraus, strahlender Sonnenschein, blauer Himmel. Das Herz lacht!. Sitzen, Sonne tanken, ausruhen. Mit ein wenig Phantasie kann man sich auch die häßliche Verbauung (Skigebiet!) wegdenken. Der Abstieg erfolgte in Fallinie, Ropi, ein Bergführer, machte es vor. Nix wie hinterher! Welch ein Spaß! Am Restaurant Rettenbachferner gabs zur Stärkung Kaffee, Müslirigel und Trockenobst, ein Bus brachte uns in 10min durch den Rosi-Mittermaier-Tunnel auf die andere Seite zum Tiefenbachferner. Von dort gings bei schönstem Wetter über den Panorama-Weg (diesmal wirklich mit prächtigem Panorama!) in 4h über den Weiskarsee (2658m) nach Vent (1896m). 

    In Vent, einem häßlich-elitären Dörflein, welches nur aus (Pseudo-)Nobelhotels zu bestehen scheint, kauften wir etwas Wurst und Cola, saßen etwa 30min auf einer Bank, um dann entnervt und entschlossen den Weiterweg zur Martin-Busch-Hütte (2501m) anzugehen. Die schlimmsten Befürchtungen wurden wahr: auf einem weithin sichtbaren, breiten Fahrweg, durchweg leicht ansteigend, latschten wir mehr als 2 Stunden zur Hütte. Dieser Hüttenanstieg ist des ersten Platzes für den beschXXX Anstieg der ganzen Tour würdig! Dafür ist die Hütte selbst gemütlich und das Abendessen mit Schweinsbraten lecker – und wir sind schnell wieder versöhnt 🙂

    7: Martin-Busch-Hütte – Vernagt/Meran (27. Juli)

    6:15 Uhr, 3°C, 2500m, Martin-Busch-Hütte. Eine Nacht mit zehn Bergsteigern im Lager: unbezahlbar 🙂 Eher gemütlich-spätes Loskommen, auf der Seitenmoräne des Niederjochferners stetig ansteigend, gegen Ende immer steiler. Wir entschlossen uns, wegen des zuziehenden Wetters, den ca. dreistündigen Umweg über die Ötzi-Fundstelle am Hauslabjoch auszulassen und stiegen über die kläglichen Reste des Gletschers direkt weiter zur Similaunhütte auf 3017m. Kurzes Mittagessen mit Meraner Hauswurst, Kaffee und Apfelstrudel und die Schönwetterphase genutzt, um nach Vernagt abzusteigen. Wieder das bekannte Spiel: die erste Hälfte der 1300Hm interessant, dann langwierig, zäh. In Vernagt angekommen ließen wir den ersten Bus sausen, um noch einen leckeren italienischen Cappucino zu trinken – und anzukommen! Wir sind in Italien, wir sind tatsächlich von Deutschland nach Italien gewandert! Der Versuch, uns mit dem Bus einer geführten Wandergruppe direkt mit zurück nach Oberstdorf nehmen zu lassen, scheiterte an eher unverständlichen Regelungen einer gewissen und ziemlich bekannten Bergschule, und der arme Ropi musste diese Nachricht überbringen. 

    So etwas sind die unschönen Seiten des Jobs, immer sei er der Überbringer schlechter Nachrichten. Ich kann ihn gut verstehen. Um 17:22 dann brachte uns ein Bus und anschließend die Bahn nach Meran. Etwas planlos stolperten wir von einer Herberge zur nächsten, doch alle günstigen Möglichkeiten schienen ausgebucht. Genervt stellten wir uns schon auf ein ‘Notbiwak’ im Stadtpark ein.

    8: Meran – Konstanz (28. Juli)

    Abends tauschten wir den Stadtpark dann doch gegen das Hotel Lux ein (der Name kommt definitiv weder von “Licht” noch von “Luxus”), duschten dermaßen ausgiebig, dass das Wasser erst am nächsten Morgen abgeflossen war. 

    Bis 9:15 Uhr vertrödelten wir die Zeit bei Frühstück und Cappucino im Caffé Time, nahmen den Zug zum Brenner, stiegen dort nach Innsbruck um, hatten das zweifelhafte Vergnügen mit hemden- und schlipstragenden Internatsschülern (jedenfalls versuchten diese recht krampfhaft, alle Vorurteile über biertrinkende Teenies aus ‘besserem Hause’ zu bestätigen) im selben Abteil zu reisen. Ein weiteres Mal Umsteigen brachte uns nach Lindau, von hier gings weiter nach Friedrichshafen, um dort, nach einem weiteren – nun schon nicht mehr ganz so italienischem Cappucino – den Katamaran nach Konstanz zu besteigen. Ein weiterer Zwischenstop im WG-Biwak Destille, um uns bei einem Radler für den härtesten Aufstieg der ganzen Tour zu stärken: der vierte Stock, hoch zu unserem Basecamp.

    Literatur: Fernwanderweg E5 (Rother)

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